Der FC Bayern hat mit Arturo Vidal und Douglas Costa zwei Spieler verpflichtet, die unmittelbar Einfluss nehmen können. In der dritten und womöglich letzten Saison von Pep Guardiola nimmt der deutsche Meister das Triple in Angriff.
Wieder einmal gibt sich der FC Bayern als deutscher Meister die Ehre, die Saison zu eröffnen. Aber diesmal gastiert kein Topklub wie 2013 (Borussia Mönchengladbach) oder 2014 (VfL Wolfsburg) in der bayrischen Landeshauptstadt. Am Freitag heißt der Gegner Hamburger SV. Ein Verein, der sich glücklich schätzen darf, überhaupt noch im Oberhaus mitzuspielen. Aber was tat sich im Sommer personell bei den Bayern? Sind sie reif in der dritten Saison unter Pep Guardiola das Triple in Angriff zu nehmen?
Mehr als ein Backup und ein Treter
Die gewaltigsten Neuerungen des Rekordmeisters hören auf die Namen Douglas Costa und Arturo Vidal. Costa kam für 30 Millionen Euro von Shakthar Donezk und war zunächst als Backup für die Position Franck Riberys oder Arjen Robbens eingeplant. Da Ribery noch lange verletzungsbedingt ausfallen wird und Costa eine prächtige Vorbereitung spielte, könnte er zum Gewinner des Saisonstarts avancieren. Sein schneller Antritt und seine präzisen, flachen Hereingaben ins Zentrum könnten auf dem Weg zum 4. Meistertitel in Folge Gold wert sein. „Costa wird einer der fünf besten Flügelspieler der Welt“, lobte Trainer Guardiola ihn bereits.
Arturo Vidal kam für 37 Millionen Euro von Juventus Turin. Nach dessen schlimmen Autounfall im Sommer, schien sich das Interesse der Topvereine an Vidal innerhalb weniger Tage zu halbieren. Die Bayern erkannten die Chance den 28-jährigen Mittelfeldspieler für eine vergleichsweise geringe Ablösesumme nach München zu holen und taten dies auch. Einen wie Vidal hatte der FC Bayern seit dem Abgang Mark van Bommels nicht mehr. Der Chilene ist der Typ Spieler, den man lieber in den eigenen als in den gegnerischen Reihen weiß. Neben Aggressivität und Zweikampfstärke zeichnet sich der frischgebackene Copa-America-Sieger durch seine Torgefährlichkeit aus.
Ein weiterer Neuzugang ist Joshua Kimmich, der von RB Leipzig an die Isar wechselt. Dem 20-jährigen wurden zunächst als Perspektivspieler nur wenige Einsatzminuten zugetraut, doch im Pokal in Nöttingen und im Audi-Cup gegen den AC Mailand stand er in der Startelf. Vor allem im defensiven Mittelfeld herrscht nun ein Überangebot. Thiago, Xabi Alonso, Javi Martinez, Arturo Vidal, Sebastian Rode, Pierre Emil Hojbjerg und Joshua Kimmich streiten um zwei bis drei freie Plätze.
Es wird Härtefälle geben, unzufriedene Spieler sind möglich. Doch die Verantwortlichen beim Rekordmeister haben aus der Vorsaison gelernt. In nahezu allen Mannschaftsteilen ist München doppelt, wenn nicht dreifach besetzt. Einzig im Sturm gibt es keine echte Alternative zu Robert Lewandowski. Thomas Müller und Mario Götze sind eher im offensiven Mittelfeld beheimatet und als Sturmspitze nur Notlösungen.
Der große Knall
Die größte Sensation des Sommers war zweifelsohne der Transfer von Bastian Schweinsteiger zu Manchester United. Sportlich kann man seinen Abgang mit Arturo Vidal auffangen, eine wichtige Identifikationsfigur hat der FCB dennoch verloren. Man kann seinen Wechsel trotzdem nachvollziehen. Schweinsteigers ehemaliger Trainer van Gaal schätzt ihn sehr. Außerdem kann Schweinsteiger dem großen Konkurrenzkampf im Bayern-Mittelfeld aus dem Weg gehen. Unter dem Holländer dürfte der 31-jährige gesetzt sein.
Ein Störfaktor bleibt die Vertragssituation von Pep Guardiola. Der Spanier hat bislang weder seinen bis 2016 laufenden Vertrag verlängert noch mit dem FC Bayern Gespräche geführt. Andere Vereine würden Guardiola mit Kusshand nehmen. Doch die Aussicht, bei seiner zweiten Profistation als Trainer das zweite Triple zu holen, wäre doch Ansporn genug. Oder Herr Guardiola?