Basketball

Basketball-EM: Deutschland kämpft, aber gewinnt nichts

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Die Nationalmannschaft hielt mit den Großen mit, gewann aber nur einmal gegen Außenseiter Island und verlässt Berlin mit einem bescheidenden Gefühl. Dennis Schröder und die vielen Talente in der Hinterhand lassen allerdings hoffen für die Zukunft.

Die Basketball-EM 2015 ist für die deutsche Nationalmannschaft schon nach der Gruppenphase vorbei. Nach dem Auftaktsieg gegen Island folgten drei äußerst unglückliche Niederlagen gegen Serbien, Italien und Spanien. Im Spiel gegen die Türkei verschlief Deutschland das 1. Viertel (11:31) völlig und beraubte sich selbst schon früh der Siegchance. Während außer Island alle Gruppengegner ins Achtelfinale einziehen, muss die Truppe um Dirk Nowitzki als Fünfter die K.o.-Runde in Lille aus der Ferne beobachten.

Spiele Deutschlands in der Gruppe B in Berlin:

  • Deutschland – Island      71:65
  • Deutschland – Serbien   66:68
  • Deutschland – Türkei      75:80
  • Deutschland – Italien      82:89 n.V.
  • Deutschland – Spanien   76:77

Erkenntnisse und Lehren aus dem Turnier

Die deutsche Nationalmannschaft hat gezeigt, dass sie in der „Todesgruppe B“ gegen die Topteams mithalten kann, zu einem Sieg reichte es aber nur gegen Außenseiter Island. Um enge Spiele für sich zu entscheiden, fehlte der Mannschaft einfach noch die Erfahrenheit und Cleverness in den entscheidenden Aktionen.

Der Grund hierfür dürfte schnell gefunden sein: Viele deutsche Nationalspieler sitzen bei ihren Klubs in der Schlussphase auf der Bank. Solche Drucksituationen sind sie nicht gewöhnt. Selbst NBA-Profi Dennis Schröder sitzt bei Atlanta in der Zeit, in der enge Spiele unter Anspannung entschieden werden, meist auf der Bank. Einzig Dirk Nowitzki hat sowohl in der NBA als auch in der Nationalmannschaft derartige Konstellationen bereits zig Male erlebt. Doch schon vor dem Turnier war klar, dass er mit 37 Jahren kein Spiel mehr alleine entscheiden kann.

Auffällig während des gesamten Turnierverlaufs: Deutschland war nicht mehr so abhängig von Nowitzki. Kein Vergleich zu früher, als Nowitzki Dreh- und Angelpunkt im deutschen Offensivspiel war. Dagegen spielte sich Dennis Schröder in den Vordergrund. Mit seiner Schnelligkeit düpierte er ein ums andere Mal seine Gegenspieler. Gegen Italien kam er auf 29 Punkte, gegen Spanien auf 26. Manchmal trifft der junge Spielmacher der Atlanta Hawks allerdings noch schlechte Entscheidungen. Gegen Italien leistete er sich 6 Ballverluste, drei davon in der nervenaufreibenden Verlängerung.

Schröder kritisiert Trainer

Dass Schröder in einigen Aktionen noch zu unerfahren agiert, zeigte sich aber auch außerhalb des Platzes. Nach dem Italien-Spiel kritisierte er seinen Trainer Chris Fleming. „Das habe ich nicht verstanden. Das finde ich nicht smart. Ich habe dem Coach davon abgeraten, damit wir vielleicht einfach unserer Defense vertrauen.“ Fleming hatte kurz vor Ende der regulären Spielzeit bei 3 Punkten Vorsprung angeordnet, absichtlich zu foulen. Doch da sich die Italiener treffsicherer von der Freiwurflinie zeigten, ging die Taktik nicht auf.

Ein großes Manko im kompletten Turnier war neben der immens schwachen Dreierquote (28,1%) auch die Reboundarbeit. Viel zu häufig gestattete man dem Gegner zweite Wurfchancen, die auf diesem Niveau meistens bestraft werden. Wenige Lichtblicke gab es bei den Spielern aus der zweiten Reihe. Oft war Schröder auf sich allein gestellt. Selten sah man einen anderen Spieler zum Korb ziehen. Einem Spieler, dem man das zutraut, ist der vor Turnierbeginn eingebürgerte Anton Gavel. Doch der Bayern-Spieler wirkte arg gehemmt und sein Dreipunktwurf fiel nicht (10%).

Die Verteidigung war über weite Strecken des Turniers gut eingestellt. Gegen Serbien ließ das deutsche Team nur 68 Punkte zu und nahm den Topstar der Serben Milos Teodosic weitestgehend aus dem Spiel. Doch gerade im so wichtigen Spiel gegen die schlagbaren Türken lief im 1. Viertel defensiv nichts zusammen.

Bitter waren natürlich auch die verletzungsbedingten Ausfälle oder Absagen von Maik Zirbes, Elias Harris, Daniel Theis, Maxi Kleber, Tim Ohlbrecht und Per Günther. Gerade auf den großen Positionen war Deutschland mit Dirk Nowitzki, Robin Benzing, Tibor Pleiß und Johannes Voigtmann nicht so breit besetzt.

Erfreulich für die Zukunft ist dennoch, dass viel Talent vorhanden ist. 2017 zur nächsten Europameisterschaft ist die junge Truppe noch ein wenig erfahrener. Dann ohne Dirk Nowitzki – den besten deutschen Basketballer aller Zeiten.

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