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Tour de France: Das Sieger-Gen von Sky verursacht ein Luxusproblem

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Geraint Thomas trägt derzeit das Gelbe Trikot des Führenden der Tour de France. Chris Froome, Kapitän und Teamkollege, steht auf Platz zwei. Während das Team Sky mit einem Luxusproblem umgehen muss, bereitet die Dominanz des britischen Teams der Konkurrenz weitaus größere Sorgen.

In den Bergen zeigt sich bei der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt meist das gleiche Bild. Sky führt mit mehreren Helfern das Feld an, im Windschatten können sich Thomas und Froome ein wenig schonen. Das Tempo ist hoch, Attacken von Kletterspezialisten anderer Teams sind daher selten. Für Sky ist die ständige Kontrolle eines Rennens zum Markenzeichen geworden. Wenn sich doch jemand ein Herz fasst, erhöht ein Sky-Helfer die Geschwindigkeit und fährt die Lücke zu.

Irgendwann verlassen auch die Helfer ihre Kräfte, doch Thomas und Froome bilden auf den letzten Kilometern einer Bergetappe ein Duo, das jedem Konkurrenten gewachsen ist – und manchmal sogar darüber hinaus. Thomas demonstrierte erst vor zwei Tagen mit seiner Tempoverschärfung 500 Meter vor dem Zielstrich nach Alpe d’Huez das Sieger-Gen von Sky, das der viermalige Tour-Gewinner Froome schon zahlreich zur Schau gestellt hat.

Sky mit höchstem Budget

Sky ist genauso konstant wie dominant, was die Frage aufwirft, wie der Erfolg zustandekommt. Ihr Budget mit angeblich rund 35 Millionen Euro ist so hoch wie von keinem anderen Rennstall. Die Trainingssteuerung ist äußerst professionell, Sky zahlt die höchsten Fahrergehälter und verpflichtet frühzeitig Talente wie vor kurzem den 21-jährigen Egan Bernal. Bei jedem anderen Team wäre Thomas wohl der Teamkapitän, bei Sky ist er formell nur Edelhelfer von Froome, obwohl der Waliser mit seinen beiden Siegen am Mittwoch und Donnerstag an der Vorrangstellung seines Kapitäns kratzt.

Mit dem Spanier Mikel Landa (Team Movistar) oder dem Australier Richie Porte (Team BMC) radelten Elite-Fahrer in den vergangenen Jahren für Sky, bis sie ihr Helferdasein satt hatten und sich neuen Teams anschlossen, in denen sie ohne Einwände um den Gesamtsieg fahren dürfen. Landa liegt zurzeit auf Rang sieben bei der Tour, für Porte ist die Rundfahrt nach einem Sturz bereits beendet. Porte galt als ernsthafter Anwärter auf den Tour-Sieg, von denen es im Feld nicht mehr viele gibt. Tom Dumoulin vom deutsch-niederländischen Team Sunweb liegt mit 1:50 Minuten noch aussichtsreich in Lauerstellung, die Chancen von Primoz Roglic (+2:46 Minuten) und Romain Bardet (+3:07 Minuten) sind dagegen deutlich geschrumpft, zumal Dumoulin der bessere Zeitfahrer ist.

froome

Thomas stärkt seinem Kapitän den Rücken

Man hat den Eindruck, das interne Duell zwischen Froome und Thomas ist intensiver als der Kampf gegen die anderen Teams. Obwohl Thomas nach seinem Sieg vorgestern betonte: „Ich fahre nach wie vor für Froome, er weiß, wie man eine Tour über drei Wochen fährt und gewinnt. Er ist eine Legende, vielleicht der beste Fahrer aller Zeiten.“ Sagt Thomas die Wahrheit? Schließlich ergriff er die Chance zur Attacke in Alpe d’Huez,  er hätte auch bei seinem Kapitän bleiben können.

In der Gesamtwertung führt Thomas mit 1:39 Sekunden vor Froome. Sollte der 32-jährige weiterhin mit Froome mithalten können, müsste er sich beizeiten absichtlich zurückfallen lassen. Aber am besten nur so weit, um den zweiten Platz im Gesamttableu noch abzusichern. Der Teamchef steckt in einem Dilemma, in dem viele seiner Kollegen gerne wären. Das Gelbe Trikot geht wohl nur über Sky, doch die Lage birgt auch ihre Risiken.

Gefährliches Luxusproblem

Sollte Froome etwa mit Dumoulin Probleme bekommen, zum Beispiel beim Zeitfahren am 28. Juli, riskiert Sky den Gesamtsieg. Froome muss seinen knappen Vorsprung auf den Niederländer Dumoulin zunächst einmal ausbauen oder zumindest beibehalten. Unterbindet der Teamchef die Ambitionen von Thomas, könnte Dumoulin bei einer Schwächephase von Froome zum Nutznießer werden.

Vielleicht entwickelt Thomas aber auch selbst das Verlangen, seinen Chef zu entthronen, um am 29. Juli an der Champs Elysee als Sieger in die Radsportgeschichte einzugehen. Doch bis jetzt hält sich Thomas mit Kampfansagen über die Medien zurück. Ob innerhalb des Teams bereits ein Machtkampf ausgebrochen ist, wissen womöglich nur die beiden.

 

 

 

 

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