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Fußball WM: Russland eröffnet WM mit einem Schützenfest

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Noch nie hat ein Gastgeber einer Fußball-Weltmeisterschaft das Eröffnungsspiel verloren. Auch die russische Nationalelf gab sich beim 5:0 gegen Saudi-Arabien keine Blöße. Dem kürzlich noch gescholtenen Team könnte der Auftaktsieg Auftrieb geben.

„Alles ist schlecht“ titelte die russische Zeitung SportExpress nach dem 1:1 gegen die Türkei im letzten Testspiel vor der WM. Pessimisten erinnerten sich an die enttäuschende Weltmeisterschaft vor vier Jahren in Brasilien, als die Mannschaft um Star-Coach Fabio Capello in der Gruppenphase Schiffbruch erlitt. Bei der Europameisterschaft in Frankreich 2016 gehörten die Schlagzeilen den russischen Hooligans am Rande des Spiels gegen England, aber nicht dem Nationalteam, das erneut die Runde der letzten 16 verpasste.

Von Aufbruchstimmung war auch vor der Heim-WM nichts zu spüren. Selbst Präsident Wladimir Putin schien vom Team wenig zu halten. Der letzte größte Erfolg auf großer Bühne gelang 2008, als die „Sbornaja“ erst im Halbfinale am späteren Europameister Spanien scheiterte. Sergey Ignashevich, Igor Akinfeev und Yuri Zhirkov hießen damals die Leistungsträger. Alle drei spielen heute noch für Russland. Doch Ignashevich ist 38 Jahre alt und wurde vor der WM nach seinem Rücktritt reaktiviert, Zhirkov wird im August 35 und Torhüter Akinfeev ist mit 32 Jahren und trotz großer Erfahrung nicht immer der sattelfeste Rückhalt, den sie sich wünschen.

Ältestes WM-Team

Russland stellt eines der ältesten Teams dieser WM. Der Verband hat in den letzten Jahren die Nachwuchsarbeit vernachlässigt. Die Hoffnungen ruhen daher auf den Veteranen, auf Stürmer Fedor Smolov (28) und Aleksandr Golovin (22), eines der wenigen Talente im flächenmäßig größten Land der Welt. Bis auf Denis Cherysev und Ersatztorhüter Wladimir Gabulov spielen alle in der Heimat und damit in einer qualitativ durchschnittlichen Liga.

Wer das Spiel gegen Saudi-Arabien nicht vor Ort oder im Fernsehen verfolgt hat, wird sich verwundert die Augen reiben. Saudi-Arabien zählt im Fußball sicher nicht zu den Schwergewichten, jedoch war ihnen die Generalprobe bei der knappen 1:2-Niederlage gegen Deutschland geglückt. Gegen Russland konnte Saudi-Arabien aber zu keiner Phase an die muntere Leistung vom vergangenen Freitag anknüpfen.

Bereits in der 12. Minute erzielte Yuri Gazinsky per Kopf sein erstes Tor im Nationaltrikot. Der Führungstreffer gab den Russen Sicherheit, zwingende Torchancen waren allerdings selten. Trotzdem hatte man nie den Eindruck, Saudi-Arabien könnte den Gastgeber ernsthaft gefährden. Die Mannschaft von Trainer Stanislav Cherchesov profitierte auch von den eklatanten Abspielfehlern der saudischen Verteidiger.

Denis Cherysev vom FC Villareal machte mit einem strammen Schuss kurz vor der Pause das 2:0, nachdem er zwei Gegenspieler mit einem Haken ins Leere laufen ließ. Bei den Russen klappte noch nicht alles. Vor dem 2:0 spielte Roman Zobnin eigentlich einen schlampigen Pass, aber die Russen konnten auf den Geistesblitz von Cherysev zählen. An Hoffnungsträger Fedor Smolov lief die komplette Partie so ein wenig vorbei und Alan Dzagoev musste verletzungsbedingt nach nicht einmal 30 Minuten den Rasen verlassen. Nach 45 Minuten lag der Gastgeber jedoch verdient in Front.

Joker Dzyuba sticht

In der zweiten Halbzeit spielte Russland zunächst abwartend. Saudi-Arabien fand jedoch kein Mittel, um den tiefer gerückten Abwehrverbund zu knacken. In der 70. Minute kam Artem Dzuyba für Smolov ins Spiel, es dauerte nur 89 Sekunden bis der Stadionsprecher zum zweiten Mal seinen Namen durch das Luschniki-Stadion in Moskau rief. Nach einer hübschen Flanke des auffälligen Golovin köpfte der wuchtige Dzuyba das nächste Tor.

Von nun an wirkte die ganze Mannschaft befreit, die kritischen Stimmen wie weggeblasen. Nach 75 Minuten schwappte eine zaghafte Laola-Welle durchs Stadion, die Fans schienen sich ein wenig mit ihrer Mannschaft anzufreunden. In der Nachspielzeit schoß Cherysev mit dem Außenrist aus rund 16 Metern das nächste Traumtor. Golowin zirkelte wenig später sogar noch einen Freistoß ins rechte Toreck.

Auch wenn Russland nicht die talentierteste Mannschaft der WM hat und sich in den Testspielen quälte, könnte das Team durch den hohen Sieg Auftrieb bekommen. Wie damals 2008, als der Teamgeist die spielerischen Defizite kaschierte.

 

Aufstellung Russland: Akinfeev – Fernandes, Kutepov, Ignashevich, Zhirkov – Gazinsky, Zobnin – Samedov (64. Kuzyaev), Golovin, Dzagoev (24. Cherysev) – Smolov (70. Dzyuba)

Aufstellung Saudi-Arabien: Al-Mayouf – Al-Shahrani, Omar Hawsawi, Osama Hawsawi, Al-Burayk – Al-Dawsari, Otayf (64. Al-Muwallad), Al-Faraj, Al-Jassim, Al-Shehri (72. Bahebri) – Al-Sahlawi (85. Assiri)

Zuschauer: 78011 (ausverkauft) 

Tore: 1:0 Gazinsky (12.), 2:0 Cherysev (43.), 3:0 Dzyuba (71.), 4:0 Cherysev (91.), 5:0 Golovin (95.)

 

 

 

 

 

 

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