Fußball

Fußball: Immer mehr Vereine sind von der Laune ihrer Investoren abhängig

Externe Geldgeber gehören mittlerweile genauso zum Fußball wie die digitale Technik. Besonders im englischen Fußball begeben sich viele Vereine in fremde Hände – mit unterschiedlichem Erfolg. Doch auch die Vorgehensweise von manchen erfolgreichen Projekten ist mitunter arg bedenklich. 

Die Mehrheit der Premier League-Klubs in England steht unter dem Einfluss von Investoren. Manchmal sind Erfolgsgeschichten geschrieben worden, manchmal Zweckbündnisse entstanden, aber allzu oft sind Klubs abgestürzt.

Der FC Chelsea gilt als Paradebeispiel eines Vereins, der von seinem Investor profitierte und nach und nach in eine erfolgreiche Gegenwart geführt wurde. Vor dem Einstieg des Eigentümers Roman Abramowitsch 2003, der die „Blues“ für rund 210 Millionen Euro kaufte, war der Klub gar nicht einmal so erfolgreich, wie er es heute ist.

Fans des FC Bayern München werden sich nur widerwillig an das Champions League Finale im eigenen Wohnzimmer in der Allianz Arena zurückerinnern, für den Londoner Verein markierte der Sieg im nervenaufreibenden Elfmeterschießen den größten Triumph in der Vereinsgeschichte. Zahlreiche Meisterschaften und FA-Cup-Siege schmücken zusätzlich den Briefkopf.

Zehn Jahre lang im Besitz des Scheichs

Auch Manchester City war jahrelang ein unscheinbarer Klub in England. 1937 und 1968 konnte man zwar zwei Meisterschaften feiern, doch der Aufschwung kam erst mit der Übernahme des Scheichs Mansour bin Zayed Al Nahyan 2008. Mittlerweile hat der Geldgeber aus Orient weit über eine Milliarde für Spielergehälter und Ablösesummen ausgegeben. Sein Privatvermögen soll laut Forbes 26 Millionen Dollar betragen. 2012, 2014 und 2018 wurde Manchester City englischer Meister, in der Champions League haftet dem Verein der Makel an, es nie über das Halbfinale hinaus geschafft zu haben. Dennoch ist die Ehe zwischen City und dem arabischen Investor als glücklich zu bezeichnen.

Leicester City hat thailändische Mehrheitseigentümer, der FC Arsenal hat Stan Kroenke angelockt, dem auch ein NBA-Team gehört und selbst Manchester United steht zu 90 Prozent im Besitz der US-amerikanischen Glazer-Familie. Die Liste von Investoren ist lang und beschränkt sich nicht nur auf Erstligavereine.

wembley

Eine lange Reihe von Missgeschicken

Die Blackburn Rovers, 1995 noch englischer Meister, spielen heute in der dritten Liga. 2010 übernahm eine indische Investorengruppe den Klub. Zwei Jahre später folgte der Abstieg in die zweite, 2017 der Fall in die dritte Liga. Die Inder hatten wenig Ahnung vom europäischen Fußball, was zum Absturz führte.

Für den FC Blackpool, der 2010 mit dem überraschenden Aufstieg in die Premier League ein Fußball-Märchen schrieb, läutete der Gipfel des größten Erfolgs auch gleichzeitig die Krise ein. Eigentümer Karl Oyston schöpfte gemeinsam mit seinem Vater und seinem Vorgänger etwa 30 Millionen Euro aus den Vereinskassen und finanzierte damit eigene Unternehmen. Aktuell kickt Blackpool auf den Provinzplätzen in der vierten Liga.

Bei Cardiff City änderte ein malaysischer Investor die Vereinsfarben von blau zu rot, weil rot in Asien eine Glücksfarbe ist. Der sportliche Erfolg rückte die kritischen Stimmen zunächst in den Hintergrund, doch als der ausblieb, löste der Traditionsbruch einen Proteststurm bei den Fans aus. Nach knapp zwei Jahren änderte der Investor die Farben wieder.

Bei Hull City versuchte der Ägypter Assem Allam den Klub auf den Kopf zu stellen, als er ankündigte, den Vereinsnamen zu ändern, um ausländische Sponsoren anzulocken. Die FA gestattete sein Vorhaben nicht. Seitdem möchte Allam den Verein loswerden, findet aber keinen Käufer. Zwischenzeitlich hatte Hull keinen Trainer, Allam hat das Interesse an seinem Spielzeug verloren und Hull findet sich in der zweiten Liga wieder.

Fan-Widerstand in England

Viele Klubs, die sich finanzielle Hilfe von außen gewünscht haben, bereuen letztlich den Schritt. Erfolgsgeschichten entstehen nur, wenn ein Investor langfristig denkt und die richtigen Führungskräfte zu Rate zieht. In England sind die Vereine in der Regel keine klassischen Mitgliedervereine ohne klassisches Mitspracherecht, Investoren haben häufig freie Hand.

Doch der Widerstand der Fans erhebt sich mit jedem Verein, der heruntergewirtschaftet wird. In einigen Stadien gibt es Zuschauerschwund. Unterschiedliche Fangruppen schloßen sich zusammen, um sich an die britische Regierung zu wenden, damit diese die Club-Ownership-Regeln reformieren. Der Präsident des englischen Fußballverbands (FA) Greg Clarke äußerte sich vor zwei Jahren wenig zuversichtlich: „Wir können niemanden daran hindern, Vereine zu kaufen, auch wenn diese Menschen nicht die Fähigkeiten besitzen, einen Verein zu führen.“

Am Ende liegt es an den Vereinsbossen, die präzise prüfen müssen, ob ein Geldgeber ein klares Konzept erarbeitet hat oder ob jener dem Verein nur planlos mit kurzfristigen Kapitalspritzen hilft.

Die Lust am FC Malaga verloren

In Spanien beim FC Malaga war von einem klaren Plan des Investors wenig zu erkennen. 2010 weckte ein Scheich große Träume, er beglich die bestehenden Vereinsschulden, hielt sich aus der Administrative zurück und gab dem Klub 150 Millionen Euro für neue Spieler an die Hand. Mit den Transfers von Isco, Jeremy Toulalan, Santi Cazorla oder Ruud van Nistelrooy ging ein sportlicher Fortschritt einher. 2012 qualifizierte man sich für die Champions League.

Doch wenig später drehte der Scheich den Geldhahn zu und ließ den Verein mit den teuren Spielergehälter alleine. Viele Leistungsträger mussten den Verein verlassen, der wegen Verstößen gegen das Financial Fairplay mit einer einjährigen Transfersperre sanktioniert wurde und auch nicht an der Europa League teilnehmen durfte, für die er sich sportlich qualifiziert hatte. Vor einem Monat ist Malaga in die zweite Liga abgestiegen. Längst fordern die Fans den Abgang des Scheichs, der immer noch als Investor fungiert, aber offenkundig die Lust verloren hat.

Paris Saint-Germain verbunden mit Katar

Die Träume von der großen Fußball-Bühne, die sich in Malaga nur kurzzeitig erfüllten, sind in Paris Wirklichkeit geworden. Die Mittel, um dorthin zu gelangen, sind jedoch fraglich. 2011 übernahm Qatar Sports Investment, faktisch eine staatliche Firma Katars, Paris Saint-Germain. Der Staat Katar, der die Menschenrechte verletzt, trägt bald also nicht nur eine Weltmeisterschaft aus, sondern unterstützt auch einen Fußballklub. Zlatan Ibrahimovic schnürte ein paar Jahre für Paris die Fußballschuhe und sorgte dafür, dass sie unter den Großen im Fußball angekommen waren.

Mit dem Transfer des Brasilianers Neymar im vergangenen Sommer möchte der Hauptstadtklub nun endlich nicht nur in Frankreich, sondern auch auf europäischer Ebene für Furore sorgen. Bisher scheiterte Paris immer spätestens im Viertelfinale der Königsklasse. Brisanz erhält der Neymar-Transfer aber nicht nur aufgrund seines enormen Volumens, sondern auch durch sein Zustandekommen. Neymar wurde zum Botschafter der WM 2022 in Katar ernannt, wofür er selbst 300 Millionen Euro bekam, von dem Großteil dieses Geld kaufte er sich aus seinem Vertrag beim FC Barcelona. Neymars Ausstiegsklausel lag bekanntlich bei 222 Millionen Euro.

Papiertiger Financial Fairplay?

Mit diesem ungewöhnlichen Vorgehen, versuchte Paris das Financial Fairplay des europäischen Fußballverbands (UEFA) zu umgehen, das seit ein paar Jahren gilt. Ein Verein darf demnach nicht mehr ausgeben, was er durch TV-Einnahmen, Merchandising und Spielerverkäufe einnimmt. Maximal 30 Millionen Euro darf ein Verein überziehen. Bei Verstößen drohen Geldstrafen, Punktabzüge in der Champions League und Europa League, Beschränkungen der Kadergrößen und sogar ein Ausschluss aus den internationalen Wettbewerben.

Zur Saison 2013/2014 musste Paris 60 Millionen Euro als Strafe zahlen und der Champions League-Kader wurde auf 21 Mann beschränkt. In der vergangenen Saison gab es keine Strafen, obwohl Paris die Regeln ad absurdum führte. Experten bezeichnen das Financial Fairplay als Papiertiger, auch Jürgen Klopp äußerte sich im Sommer des vergangenen Jahres ähnlich: „Offensichtlich ist Financial Fairplay mehr ein Vorschlag als eine feste Regel.“ Immer wieder gibt es den Vorwurf, die UEFA würde nur die kleineren Klubs bestrafen.

Immerhin kündigt die UEFA an, die Statuten des Financial Fairplays zu verschärfen. UEFA-Präsident Aleksander Ceferin sagte jüngst der englischen Tageszeitung Telegraph: „Wir müssen den Status quo aufrechterhalten, in dem jedes Team die internationalen Wettbewerbe erreichen kann. Dieser Traum muss am Leben bleiben.“

Ceferin schwebt die Einführung einer Luxussteuer vor, die es in einer ähnlichen Form bereits im US-amerikanischen Sportsystem gibt. Vereine, die mehr ausgeben als nötig, sollen besteuert werden und die Einkünfte der Steuern sollen den kleineren Vereine zugutekommen. Auf dem Papier lesen sich die Pläne nett, die Praxis steht aber wie so häufig auf einem anderen Blatt.

 

 

 

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