Max Meyer wechselte im Sommer von seinem Ausbildungsklub Schalke 04 nach England zu Crystal Palace. Am Erfolg des Trainer-Novizen Domenico Tedesco hatte Meyer einen beachtlichen Anteil. Allerdings störten sich viele Beobachter an der Überheblichkeit seines Beraters, der seinen Klienten als „Weltklassespieler“ bezeichnete. Zurzeit sitzt Meyer häufig auf der Bank, während Schalke einen wie ihn vermisst, auch wenn der 23-Jährige längst keine Weltklasse verkörpert.
Was haben Schalke 04 und Crystal Palace gemeinsam? Beide stecken momentan im Abstiegskampf trotz zweier Kader, die eigentlich für größere Pläne gemacht scheinen. Schalke 04 hat erfahrene Spieler wie Guido Burgstaller oder Salif Sane, Talente wie Amine Harit, Suat Serdar oder Weston McKennie und mit Domenico Tedesco einen jungen Chef, der in der vergangenen Saison von 248 Bundesligaprofis im kicker zum Trainer des Jahres gewählt wurde. Trotzdem liegen die Königsblauen aktuell nur auf Platz 14 mit Tuchfühlung zu den Abstiegsrängen.
In der Premier League ergeht es Crystal Palace ähnlich. Anders als Schalke spielt der Traditionsverein aus Südlondon nicht in der Champions League, die Erwartungen sind niedriger, doch auch Palace hat sein Leistungsvermögen längst noch nicht ausgeschöpft, betrachtet man den Kader, der Trainer Roy Hodgson zu Verfügung steht. Mit Wilfried Zaha, an dem Chelsea interessiert war, den beiden Ex-Liverpoolern Christian Benteke und Mamadou Sakho und Kapitän Luka Milivojevic sollte ein Platz im Tabellenmittelfeld kein Problem sein, meint man. Allerdings liegen die Eagles mit acht Punkten aus zwölf Spielen auf Platz 16 und können sich glücklich schätzen, dass die Konkurrenz ebenfalls strauchelt. Nur wegen der besseren Tordifferenz liegt Crystal Palace über dem Strich.
Max Meyer hat beide Arbeiterklubs kennengelernt. Da sein Arbeitspapier auf Schalke im Juni 2018 auslief, versuchten beide Parteien im Frühjahr Vertragsgespräche zu führen. „Ich rede von dem Weltklassespieler Max Meyer, der in jeder europäischen Spitzenmannschaft Stammspieler sein wird und aller Voraussicht nach zur Weltmeisterschaft nach Russland fährt. Wenn wir von dem gleichen Spieler sprechen, kannst du mir ein Angebot schicken.“ Mit diesen Worten eröffnete Meyers Berater Roger Wittmann die Verhandlungen. Wie sich später herausstellte fuhr Meyer nicht zur WM, Top-Klubs wie Bayern München oder Real Madrid buhlten nicht um den Rechtsfuß.
Nichtsdestotrotz ließ sich Schalkes Manager Christian Heidel auf Vertragsgespräche ein, obwohl er in den Medien klarstellte: „Ich habe trotzdem ein Angebot geschickt – aber nicht für den Weltklassefußballer Max Meyer, sondern für einen sehr, sehr guten Bundesliga-Spieler, der das Potenzial hat, noch besser zu werden“, erklärte der 55-Jährige. Letztlich scheiterten die Verhandlungen an den unterschiedlichen Gehaltsvorstellungen beider Seiten. Meyer schlug das Schalker Maximalangebot über 5,5 Millionen Euro im Jahr aus und wechselte Anfang August zu Crystal Palace.
Crystal mindestens so gut wie Schalke?
Bei seiner Vorstellung hatte Meyer noch getönt, dass sein neuer Verein “genauso stark oder vielleicht sogar noch stärker“ sei wie sein Ex-Klub Schalke 04. Bei Crystal Palace erfuhr Meyer zumindest am Anfang große Wertschätzung und wurde fürstlich entlohnt. Wie die Daily Mail berichtete, verdient der Mittelfeldspieler rund 10 Millionen Euro jährlich. Während Meyer einer der Topverdiener im Team ist und allein seinem Kontoauszug das Prädikat „Weltklasse“ zusteht, ist ein Stammplatz für ihn nicht in Sicht. In der Premier League kam er bisher nur auf 341 Minuten Einsatzzeit. Das sind durchschnittlich 28,4 Minuten pro Spiel.
Beim FC Schalke 04 hatte er in der vergangenen Spielzeit in veränderter Rolle als Sechser einen großen Anteil an der Stabilität der Tedesco-Truppe. Dank seiner Ballsicherheit konnte Schalke schnell und zumeist sicher das Mittelfeld überbrücken. Meyer erlebte eine Renaissance, nachdem Tedesco zunächst auf den Techniker verzichtet hatte.
Vielleicht hat der letztjährige Zweite aus Gelsenkirchen abgebaut, weil Meyer sich verabschiedet hat und keiner der Ersatzleute in dessen Fußstapfen treten kann. Omar Mascarell laboriert ständig an Verletzungen, Serdar kommt über vielversprechende Ansätze noch nicht hinaus, Nabil Bentaleb lässt Konstanz vermissen und McKennie ist ein Malocher, aber kein Feinfuß wie Meyer. Aktuell hilft sein Abgang weder ihm selbst, noch seinem neuen Klub und auch nicht den Schalkern weiter.