Je älter er wird, desto besser spielt er: Makoto Hasebe von Eintracht Frankfurt ist nach Ansicht des Fachmagazins kicker der derzeit beste Innenverteidiger der Bundesliga. Was ist das Erfolgsgeheimnis des fast 35-Jährigen?
„Makoto sprintet im Kopf. Physisch wird er es gegen den einen oder anderen nicht aufnehmen können, aber wenn du vorher schon weißt und fühlst, wohin der Ball kommt, dann vereinfacht das die Angelegenheit. So, wie er spielt, wie er das Spiel liest, das ist unfassbar. Es gibt keinen Besseren“, beschrieb sein Trainer Adi Hütter im Dezember die Vorzüge von Makoto Hasebe. Hütter hätte es nicht treffender auf den Punkt bringen können: Hasebe ist der Ruhepol Eintracht Frankfurts, als Abwehrchef garantiert er die Stabilität der Hintermannschaft und hat einen bedeutenden Anteil daran, dass die Eintracht nach 17 Spielen von Platz sechs grüßt.
Anfangs Reservist
Derzeit überschlägt sich die Presse, wenn die Namen der Top-Stürmer Luka Jovic, Ante Rebic und Sebastien Haller fallen – die Leistungen Hasebes stechen weniger hervor. Allmählich aber würdigen die Medien den Japaner. Der kicker wählte Hasebe nach der Hinrunde zum besten Innenverteidiger der Bundesliga. Hasebe distanzierte sogar zwei Profis vom FC Bayern: Jerome Boateng und Mats Hummels. Zu Beginn der Saison hätte mit diesem Ergebnis kaum einer gerechnet, auch weil Hasebe in den ersten drei Spielen noch auf Frankfurts Reservebank Platz nehmen musste.
Als Kapitän der Nationalmannschaft erreichte Hasebe bei der Weltmeisterschaft das Achtelfinale, gegen den späteren Halbfinalisten Belgien scheiterte Japan nur knapp mit 2:3. Mit körperlichen Problemen kehrte Hasebe nach Hessen zurück, weshalb er unter dem neuen Trainer Adi Hütter zunächst außen vor war. Trotzdem vernahm man von Hasebe kein Meckern oder Motzen ob seiner Reservistenrolle. Der 114-fache Nationalspieler gilt als Musterprofi und pflegt einen anspruchslosen Lebensstil, wobei er dem Sport und seiner Gesundheit alles unterordnet. Vor jeder Nacht meditiert er, schläft ausgiebig und achtet auf die Ernährung. „Ich fühle mich körperlich noch gut, deshalb will ich noch so lange weiter Fußball spielen“, verriet er kürzlich in der Frankfurter Rundschau.
Ohne den Routinier missglückte Frankfurts Saisonstart mit einem Sieg und zwei Niederlagen. Hütter wurde zum Handeln gezwungen, stellte von einer Vierer- auf eine Dreierkette um und machte Hasebe zum Schlüsselspieler der neuen Formation. Seit dem vierten Spieltag stand Hasebe, sofern er fit war, immer in der Startelf. Frankfurt holte mit ihm 20 von möglichen 33 Punkten in der Bundesliga, und die maximale Ausbeute von 18 Punkten in der Europa League.
Auch die persönlichen Statistiken Hasebes lassen sich sehen. Laut Hessenschau begeht der 34-Jährige nur 0,36 Fouls pro Partie, der zweitbeste Wert im Team. Bei den Ballkontakten (64,2) ist Hasebe Dritter, als erster Passgeber nach vorne bringt er auch in der Spieleröffnung seine Kompetenzen ein. Außerdem gewinnt Hasebe knapp 60 Prozent seiner Zweikämpfe, teamintern erneut der drittbeste Wert.
Hütter: „Einer der intelligentesten Abwehrspieler der Bundesliga“
Dabei bestreitet Hasebe auf 90 Minuten hochgerechnet nur 11,2 Zweikämpfe und damit die wenigsten direkten Duelle im Team. Zum Vergleich: Stürmerkollege Haller kommt auf 38,4. Wie hält sich Hasebe also aus den Zweikämpfen raus? Weil er Hütter zufolge „einer der intelligentesten Abwehrspieler in der Bundesliga“ ist. Dank seines großartigen Stellungsspiels lässt er gefährliche Situationen gar nicht erst entstehen. Viele Angriffe der Gegner entschärft er dank seiner Antizipationsgabe.
Seit inzwischen elf Jahren spielt Hasebe in der Bundesliga, Deutschland ist für ihn zur zweiten Heimat geworden. Mit dem VfL Wolfsburg gewann er 2009 die deutsche Meisterschaft, im vergangenen Mai mit Frankfurt den DFB-Pokal. Bei den Weltmeisterschaften 2010, 2014 und 2018 führte er die „Blue Samurai“ als Kapitän an. Kein anderer Japaner hat mehr Spiele im deutschen Oberhaus absolviert als der bescheidene Hasebe (271). Bei Wolfsburg spielte er noch meist im rechten Mittelfeld oder als Außenverteidiger. Am häufigsten wurde er im defensiven Mittelfeld aufgestellt. In Frankfurt agiert er mittlerweile als eine Art „Libero“. Und trotz seines Alters,- in sieben Tagen wird er 35 -, ist er in der Form seines Lebens.
„Zufriedenheit wäre schlecht“
Dass Hasebe jetzt die Bodenhaftung verliert, ist ausgeschlossen: „Ganz wichtig für mich ist aber, dass ich trotzdem immer noch richtig hungrig bin. Denn Zufriedenheit wäre schlecht, das würde bremsen. Ich finde, ich kann noch besser spielen und der Mannschaft noch mehr helfen“, zog Hasebe sein Hinrunden-Fazit, ohne jegliche Allüren, wie Fans ihn kennen und schätzen gelernt haben.
Im vergangenen November wurde Hasebe zu Asiens internationalem Fußballer des Jahres gekürt. Vor kurzem verlängerte die Eintracht den Vertrag mit ihm um ein weiteres Jahr bis 2020. Etwas später folgte die Auszeichnung vom kicker. Wüsste man es nicht besser, man könnte meinen, es handelt sich um einen 25-Jährigen.
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