Am Sonntag wird Deutschlands lauteste Basketball-Halle wieder in Rot und Weiß erstrahlen, wenn es heißt: Brose Baskets Bamberg gegen Bayern München Basketball. „Freak City“ gegen „Die Filiale des Fußballteams“. Oberfranken gegen Oberbayern.
Der Weg ins Finale
Bamberg wird äußerst ausgeruht in die Finalserie gehen. Die vorherigen Playoff-Gegner wurden regelrecht aus der Halle geprügelt. 3:0 gegen Ludwigsburg und 3:0 gegen Ulm lauteten die deutlichen Endergebnisse. Der Kontrahent aus der bayrischen Landeshauptstadt hat da doch ein umfangreicheres Programm hinter sich. Die Bayern mühten sich gegen Frankfurt im Viertelfinale zum 3:1 und zeigten erst ihr ganzes Potential in Spiel 3 und 4, nachdem sie im zweiten Spiel bei den Skyliners mit 69:94 eine ungewohnt hohe Niederlage hinnehmen mussten. In der nächsten Runde gegen Alba Berlin war es der erwartet schwere Kampf um das Finalticket. Bayen siegte mit 101:96 in Spiel 5 nach Verlängerung in Berlin.
Die Bayern hatten in dieser Saison mit vielen Unwägbarkeiten zu kämpfen. Dem zeitigen Aus in der Euroleague folgte eine Niederlage in Berlin, die den fest eingeplanten Einzug in das Top-Four-Turnier um den deutschen Basketball-Pokal vereitelte. In der Bundesliga stand der FC Bayern Basketball in der Endabrechnung nur auf Platz 3. Bamberg und Berlin waren die Nutznießer der dürftigen Bayern-Saison. Allerdings nur bis zum vergangenen Donnerstag.
Nihad Djedovic beschwörte nach dem Spiel, dass der Geist eines Siegers niemals zu unterschätzen sei: „Never underestimate the heart of a Champion“. Der Bosnier, der seit neuestem Besitzer eines deutschen Passes ist, lieferte nicht nur nach dem Spiel die größten Schlagzeilen, sondern war auch auf dem Feld der auffälligste Akteur mit 30 Punkten (67% Dreierquote), 5 Assists und 4 Steals.
Wer ist der Favorit?
Während die Münchner dabei sind, die Saison doch noch erfolgreich abzuschließen, wurde in Bamberg das ausgegebene Ziel Halbfinale schon übertroffen. Selbst die ehrgeizigen Verantwortlichen im Frankenland gingen davon aus, dass der vor der Saison runderneuerte Kader noch nicht die Qualität besäße, Meister zu werden. Doch nun stehen die Brose Baskets unmittelbar davor, den siebten Meistertitel der Vereinsgeschichte einzufahren.
Aufgrund des Heimvorteils und der längeren Pause sehen viele Experten die Bamberger als leichten Favoriten. Die von Coach Andrea Trinchieri in nur kürzester Zeit perfekt abgestimmte Defensive ist wohl die große Stärke der Brose Baskets.
Außerdem verfügt Bamberg gerade auch auf den großen Positionen über die athletischeren Spieler. Trevor Mbakwe und Daniel Theis werden versuchen, die Zone zu ihrem Revier zu machen. Nicht zuletzt stehen beide in der Statistik der Spieler mit den meisten Blocks vorne. Bamberg wird häufig zum Korb ziehen, um so Bayerns Center John Bryant schnell einige Fouls anzuhängen. Auch bei Pick-and-Roll-Situationen in der Defensive haben Bryant und Backup Vladimir Stimac ihre Probleme. Oftmals fehlt beiden die Schnelligkeit.
Exzellente Ballbewegung und der permanente Wille, den besser postierten Mitspieler zu finden, sind die ganze Saison schon ein Markenzeichen der Bamberger. In den Playoffs war zudem die hervorragende Dreierquote (43%) ein Garant für die bisher unbesiegbaren Oberfranken.
Für die Münchner spricht der extrem tiefe Kader. Auf fast jeder Position haben die Bayern einen gleichwertigen Ersatz. Einziges Fragezeichen steht hinter Vasilije Micic, der zuletzt von Trainer Svetislav Pesic nicht berücksichtigt wurde, obwohl er nicht verletzt war. Was Bryant und Stimac an Athletik fehlt, machen sie mit ihrer starken Reboundarbeit wieder wett. Hoffnung geben ebenfalls die Ergebnisse in der regulären Saison zwischen beiden Teams. Von 4 Partien konnte der FC Bayern 3 gewinnen.
Es wird mit Sicherheit spannend, wenn ab Sonntag der Vorjahresmeister den Tabellenersten der regulären Saison herausfordert. Man muss kein Prophet sein, um eine lange Serie zu prognostizieren.