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NBA: Zipser wird bei unerwartetem Bulls-Sieg zum Matchwinner

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Die Golden State Warriors verlieren beim 87:94 gegen die Chicago Bulls ihr zweites Spiel in Folge. Während Star Kevin Durant bei den „Dubs“ schmerzlich vermisst wird, trumpft ein Deutscher bei Chicago gegen Ende richtig auf. 

Dass es um die Teamchemie der Chicago Bulls nicht zum Besten bestellt ist, zeigte sich spätestens nach der Kritik von Dwayne Wade und Jimmy Butler an den eigenen Mannschaftskollegen. Diese in den Medien zu äußern, schweißt kein Team zusammen. Wade und Butler hatten nach einer Niederlage gegen Atlanta ihre Mitspieler attackiert und ihren Siegeswillen hinterfragt.

Rajon Rondo, ein neben Wade weiterer alternder Star im Bulls-Jersey, stellte sich hinter seine Nebenleute: „Die Jungen bei uns verdienen es nicht, beschuldigt zu werden. Wenn bei uns etwas fraglich ist, ist es die Leadership.“ Mittlerweile scheint der Zwist, wie beide Fronten betonen, vorbei zu sein. Ein gewisses Spannungsverhältnis bleibt jedoch, das wie ein dünner Faden bei der nächsten Reiberei zu reißen droht.

Umso erstaunlicher war der Sieg gegen die Golden State Warriors, das beste Team der Liga. Der NBA-Meister von 2015 ging in sein erstes komplettes Spiel ohne Kevin Durant, der aufgrund einer Knieverletzung 4 Wochen pausieren muss. Für Durant rutschte Patrick McCaw in die Startformation der Gäste, Matt Barnes musste noch zuschauen. Der Neuzugang saß bereits auf der Bank und bringt neben etlichen Tattoos auch Erfahrung aus 13 Jahren NBA mit nach Oakland.

Zu Beginn hatten beide Mannschaften Probleme ihren Rhythmus zu finden. Steve Kerr, der Trainer der Warriors, bemängelte in einer Auszeit die Wurfauswahl seiner Schützlinge und riet ihnen zum Extrapass, bis sie einen offenen Schützen gefunden haben. Mit 26:19 führte Golden State nach dem 1. Viertel. Bei den Bulls stotterte der Motor hingegen nicht minder. Butler und Wade wollten mit ihren Einzelaktionen, so schien es, den Sieg alleine klarmachen. Sicherlich führen diese oft zu Punkten, aber viel zu häufig sind die Bulls damit erfolglos.

Zipser hinterlässt starken Eindruck

Mitte des 2. Viertels lief der Ball bei den Bulls auf einmal besser. Einen großen Anteil daran hatte Paul Zipser aus Heidelberg. Der Rookie bewies, weswegen er in der Gunst von Trainer Fred Hoiberg immer höher geklettert ist. Der ehemalige Bayern-Profi soll der Mannschaft mit seiner guten Verteidigungs helfen und freie Würfe nehmen, wenn sich ihm die Chance bietet. Und in seiner Einsatzzeit tat er das, er kam im 2. Viertel auf 6 Punkte. Da Wade und Butler mehr und mehr den Ball teilten, blieb Chicago in Schlagdistanz. Zur Pause betrug der Rückstand 4 Punkte.

Im 3. Viertel gingen die Bulls mit 59:58 sogar in Führung. Klay Thompson lieferte bei den Warriors indes eine Vorstellung zum Vergessen ab. Er traf nur 5 seiner 22 Wurfversuche und einen von 11 Dreiern, Steph Curry war mit zwei von 11 Dreiern nur wenig erfolgreicher. Immerhin erzielte Curry 23 Punkte. Im Normalfall läuft einer der beiden „Splash Brothers“ im Laufe der Partie heiß, doch in dieser Nacht nicht. So konnte Chicago die Führung auf 79:73 schrauben. Bei den „Bullen“ spielte Bobby Portis (17 Punkte, 13 Rebounds) plötzlich groß auf.

Golden State gab sich aber noch nicht geschlagen. Die Führung wechselte im Schlussabschnitt im Minutentakt. Und nach Zipsers gutem Auftritt im zweiten Viertel, bekam er von Hoiberg auch in der Schlussphase das Vertrauen. Beim Stand von 91:88 und noch 1:41 auf der Uhr, zeigte Zipser, dass er endgültig in der NBA angekommen ist. Center Cristiano Felicio wurde von Draymond Green und Steph Curry gedoppelt, blitzschnell passte der Brasilianer den Ball zum freistehenden Zipser an der Dreierlinie. Der Deutsche fackelte nicht lange, bevor Andre Igoudala ihn beim Wurf entscheidend stören konnte, schloß er ab und traf. Er erhöhte die Führung auf 6 Punkte – der Nackenschlag für Golden State.

Zipser macht den Deckel drauf

Ohne übertreiben zu wollen: Zipser hatte den wichtigsten Wurf des Spiels getroffen. Spannend wurde es nicht mehr. Nach dem Auftritt in Washington war es die zweite Niederlage in Folge für die Warriors. Kevin Durant scheint wohl doch wichtiger zu sein als angenommen, vor allem wenn Thompson und Curry nicht ihren besten Tag haben. Die Warriors verbuchten eine für ihre Verhältnisse scheußliche Feldwurfquote von 39 Prozent. Klay Thompson gab sich nach dem Spiel dennoch kämpferisch: „Wir werden uns anpassen. Wir werden besser sein, wenn KD wieder da ist, aber wir werden uns da durchkämpfen. Wir haben genug Talent und sind tief genug.“

Für die Chicago Bulls gleicht die Saison einer Achterbahnfahrt. Siege wie gegen den amtierenden Meister Clevland sind ebenso der Regelfall wie krachende Niederlagen gegen Denver oder Phoenix. Für ein paar Stunden dürfte die Stimmung in der Kabine nach dem Sieg wenigstens etwas entspannt gewesen sein, dafür sorgte unter anderem ein 23-jähriger Deutscher.

 

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