Zunächst gab DeAndre Jordan den Mavericks sein Wort, dann ließ er sich von seinem Ex-Team umstimmen. Sein Wortbruch zeugt nicht nur von schlechtem Stil, sondern ist auch ein Schlag ins Kontor für die Ambitionen der Texaner.
Was haben Hedo Türkoglu, Carlos Boozer, Elton Brand und neuerdings DeAndre Jordan gemeinsam? Jeder aus diesem Quartett spielte oder spielt Basketball in der NBA, richtig. Was aber nicht weiter schlimm ist. Die zweite Gemeinsamkeit: Sie warfen einen mündlich schon vereinbarten Wechsel zu einem NBA-Team über den Haufen, nur um sich kurze Zeit später einer anderen Franchise anzuschließen. Ein Sinneswandel eines Spielers, der in einer Stadt Jubel auslöst und in einer anderen für tiefe Ernüchterung und Unverständnis sorgt – so geschehen in Dallas im Juli 2015.
Der Sinneswandel deAndre Jordans
Der Jubel in Dallas über den Wechsel des Free Agents DeAndre Jordan (seit 2008 bei den Los Angeles Clippers unter Vertrag) währte nicht lange. Gerade einmal eine Woche, nachdem Dallas Mavericks‘ Eigentümer Mark Cuban die bevorstehende Zusage von Jordan verkündet hatte, ließ sich dieser noch umstimmen. Und zwar unter anderem vom Clippers-Personal um Chris Paul, Blake Griffin und Coach Doc Rivers, die Jordan gestern in seinem Haus in Houston besucht hatten. Die Entourage der Clippers soll mit Jordan mehreren Medienberichten zufolge Karten- und Videospiele gespielt haben. Mavericks-Star Chandler Parsons und Cuban waren ebenfalls nach Houston geflogen, um ihn von seiner Entscheidung umzustimmen. Beide konnten Jordan aber nicht erreichen.
DeAndre Jordan wird bei den Clippers in den kommenden fünf Jahren 110 Millionen Dollar verdienen. Bei Dallas hätte er 71 in vier Jahren bekommen. Doch auch das erste Angebot der Clippers lag über dem der Mavericks. Am Geld kann die Kehrtwende von Jordan nicht gelegen haben. Möglicherweise verspürte er schon nach sechs Tagen Heimweh oder er wurde einsichtig und wusste es wert zu schätzen, dass er als offensiv limitierter Center immer wieder von der Genialität des Clippers-Spielmachers Chris Paul profitierte.
Eigentlich versprach sich „DeAndre 3000“ eine größere Rolle in der Offensive. Diese sollte er bei Dallas bekommen. Er sollte zum Gesicht der Franchise in Dallas, quasi als Nachfolger Nowitzkis, aufgebaut werden. Bei den Clippers war er eher defensiv von Bedeutung, bei Blocks (2,2 Blocks pro Spiel/NBA-Rang 4) und vor allem bei Rebounds. Er schnappte sich in der vergangenen NBA-Saison 15 Rebounds pro Partie und avancierte somit zum besten Rebounder der NBA.
Problempositionen der Mavericks: Center und Pointguard
Mark Cuban und Mavericks Trainer Rick Carslise stehen nun vor harten Zeiten. Der Kader wirft besonders auf zwei Positionen Fragezeichen auf. Auf der Centerposition gibt es nach dem Abgang von Tyson Chandler und der Nichtverpflichtung von DeAndre Jordan keinen annährend gleichwertigen Ersatz. Die Point Guards Devin Harris, J.J. Barea und Raymond Felton verkörpern allenfalls NBA-Durchschnitt. Einer der drei wird in Zukunft Starting Point Guard werden, solange Dallas auf dieser Position nicht nachbessert.
Parsons, Neuzugang Wesley Matthews und Nowitzki sind die drei Hoffnungsträger des noch unvollständigen Teams. Jedoch nagt an Nowitzki der Zahn der Zeit und Matthews muss erst einmal von einem schwerwiegenden Achillessehnenriss zurückkommen.
Dallas hat zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel. Für einen tiefen Playoff-Run ist der Kader zu schwach, für einen der hintersten Plätze trotzdem zu gut. Es gibt eine bizarre Philosophie, auf die leistungsschwache Mannschaften oft zurückgreifen: das Tanking. Mehr oder weniger absichtlich versuchen die NBA-Teams möglichst viele Spiele zu verlieren, um am Ende der Saison beim NBA Draft die Chance auf einen potentiellen jungen Topstar zu haben. Beim NBA Draft können sich alle jungen College-Spieler Amerikas und europäischen Talente anmelden. Die schlecht abschneidenden Teams können nach der Saison die besten Talente eines jeden Jahrgangs unter Vertrag nehmen. Oft ist der Draft der Beginn einer goldenen Zukunft für eine notorische Loser-Franchise, oft aber auch nicht.
Auch wenn die Strategie des Tankings die Fairness in Frage stellt, sind viele Experten der Meinung, Dallas solle die kommende Saison herschenken. Eine absurde Vorgehensweise, die leider von vielen Teams der NBA immer häufiger eingesetzt wird. Doch wie man Dallas Owner Mark Cuban kennt, wird er versuchen, die Lücke auf der Centerposition zu schließen und einen neuen Angriff auf die Playoffs zu wagen. So wie beim NBA Titel 2011 mit einem einzigen echten Star: Dirk Nowitzki.
Schöner Artikel, hoffentlich kommt Dirk noch einmal in die Playoffs