Der Kader der Brose Baskets Bamberg für die neue Saison nimmt so langsam Formen an. Nachdem sich in den letzten Tagen schon Lucca Staiger, Nicolo Melli, Patrick Heckmann und Aleksej Nikolic den Oberfranken anschlossen, wurden heute die Wechsel von Yassin Idbihi und Nikolaos Zisis offiziell verkündet.
Vor allem der Wechsel von Zisis mag erstaunen, wenn man auf seine Vita blickt. All seine Erfolge aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Um es kurz zu machen: Der Grieche feierte ebenso viele Landesmeisterschaften wie sein neuer Arbeitgeber Brose Baskets Bamberg. 7 Meisterschaften in Griechenland, Italien und Russland, eben in den renomiertesten Basketballligen in Europa, erreichen nur die wenigsten Basketballprofis.
Dazu wurde er Europameister mit Griechenland 2005, Vizeweltmeister 2006 und Euroleaguesieger 2008 mit ZSKA Moskau. Der 31-jährige Point Guard absolvierte insgesamt 174 Länderspiele für Griechenland und 229 Euroleaguespiele unter anderem für Moskau, Benetton Treviso und Montepaschi Siena. Bambergs Trainer Andrea Trinchieri kennt ihn aus der gemeinsamen Zeit bei Unics Kazan in Russland. Zuletzt spielte Zisis für Fenerbahce Ülker in der Türkei.
Yassin Idbihi dürfte eher eine Nebenrolle einnehmen, seine Einsatzzeiten sollten sich aber im Vergleich zu seinem für ihn unbefriedigenden letzten Jahr in München erhöhen. Ein Starter auf der Centerposition soll nach dem Abgang von Trevor Mbakwe noch verpflichtet werden. Mit Lucca Staiger hat Bamberg den zweiten Münchner Reservisten nach Bamberg gelotst. Mit ihm erhält man einen hervorragenden Distanzwerfer, der sich genau wie Idbihi mehr Einsatzzeit als bei den Bayern erhofft.
Mit dem 24-jährigen italienischen Nationalspieler Nicolo Melli von Emporio Armani Mailand bekommen die Brose Baskets einen international erfahrenen und defensivstarken Big Men, der die Italienerfraktion bei Bamberg um Trainer Trainer Trinchieri und Sportdirektor Daniele Baiesi weiter ausbaut.
Die jungen Talente Heckmann und Nikolic sollen langsam ans Profiteam herangeführt werden. Nikolic bekommt vorerst eine Doppellizenz, mit der er sowohl in der BBL, als auch in der 2. Bundesliga für das Bamberger Farmteam Baunach auf Korbjagd gehen darf.
Der Abschied von Trevor Mbakwe nach Tel Aviv schmerzt zwar, war aber abzusehen. Schon im Winter rückte er in den Fokus des Spitzenklubs FC Barcelona, die den Bambergern ein Tauschgeschäft mit Tibor Pleiß angeboten hatten. Bamberg lehnte ab und bereute diesen Schritt nicht. Auf dem Weg zur Meisterschaft war Mbakwe ein wichtiger Baustein. Im entscheidenden Spiel 5 um die deutsche Meisterschaft erwischte der athletische Center einen Sahnetag (20 Punkte, 13 Rebounds).
Josh Duncan geht ebenfalls nach Israel zu seinem alten und neuen Arbeitgeber Hapoel Jerusalem. Nach seiner Verletzung im Februar und der darauffolgenden Nachverpflichtung von Darius Miller könnte man ihn als Leidtragenden der 6+6 Regel bezeichnen. Denn gemäß dieser Regel dürfen neben 6 deutschen Spielern nur 6 Ausländer vor einem Bundesligaspiel auf dem Spielberichtsbogen stehen. Als Josh Duncan wieder fit war, las man seinen Namen auf dem Spielberichtsbogen immer seltener. In den Playoffs spielte er gar keine Rolle mehr.
Mit Carlon Brown verlässt ein weiterer US-Amerikaner die Domstadt. Verletzungsbedingt absolvierte er nur 3 Pflichtspiele für den Meister. Jetzt kann Brown sein unbestritten großes Potential bei rathiopharm Ulm zeigen. In der Saison 2013/14 war er immerhin bester Punktesammler in der israelischen Liga.
Bamberg besitzt anders als 2014 ein Fundament
Das Grundgerüst des Teams bilden Brad Wamaker, Janis Strelnieks, Elias Harris und Daniel Theis. Die Verträge von Wanamaker und Strelnieks wurden bis 2016 verlängert, die von Harris und Theis bis 2017. Vor ein paar Jahren wäre es noch undenkbar gewesen, dass Bamberg gleich mit zwei europäischen Spitzenspielern von der Qualität eines Wanamakers oder Strelnieks verlängert. Gerade im Basketball sind Vertragsverlängerungen eher unüblich. Im Normalfall wechseln Basketballprofis ihre Vereine wie Unterhosen.
Im Hinblick auf die kommende Euroleague-Saison wurde der Kader mit erfahrenen Profis wie Zisis oder Idbihi verstärkt. Auch in der Bundesliga steht einer erfolgreichen Saison nichts mehr im Wege. Ganz anders waren die Vorzeichen im letzten Jahr. Bamberg tauschte bis auf Harris und Karsten Tadda das gesamtes Spielerpersonal aus. Selbst Erfolgstrainer Chris Fleming musste für Andrea Trinchieri weichen. Trotz dieses Umbruchs krönten sich Bambergs Basketballer zum deutschen Meister und Vize-Pokalsieger. Als alltäglich sollte man einen Meistertitel in der „Kleinstadt“ Bamberg jedoch nicht ansehen.