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Basketball: Kyle Hines, ein Riesen-Typ

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ZSKA Moskau hat seinen achten Euroleague-Titel gewonnen. Der Dank des Trainers Dimitris Itoudis ging nach dem Spiel insbesondere an den „kleinen“ Center mit dem großen Herz: Kyle Hines. 

Center räumen im Grunde unter den Körben auf, holen Rebounds, sollen den eigenen Korb beschützen und sind im besten Fall 2,10 Meter oder noch größer. Wer als Center im Profibasketball „nur“ 1,98 Meter misst, wird zunächst einmal skeptisch gesehen. Bei Kyle Hines, geboren in Sicklerville bei New Yersey, war das der Fall.

Es gibt 18 Euroleague-Teams. Würde man die Center jeden Teams mit dem Zollstock vermessen und in einer Reihe nach Größe sortiert aufstellen, würden Walter Tavares (2,21 Meter), Tibor Pleiß (2,18 Meter) und Ante Tomic (2,17 Meter) an der Spitze stehen. Kyle Hines würde am hinteren Ende der Schlange stehen. Was zeichnet ihn also aus? Wie kann er seine Längennachteile kompensieren?

Insbesondere seine Athletik sticht ins Auge. Hines ist ein Sprungwunder, schwungvoll wie ein Flummi hebt er vom Boden ins Vertikale ab. Diese Eigenschaft hilft ihm defensiv, um Würfe zu blocken und zu erschweren, und offensiv, um mit krachenden Dunkings abzuschließen.

Auch seine langen Arme und Spannweite von 2,16 Metern nützen ihm in der Verteidigung. Dazu kann er sowohl gegen andere größere Center als auch gegen kleinere und wendigere Flügelspieler verteidigen. Nicht zuletzt wegen seiner Leidenschaft und Energie zählt er zu den besten Verteidigern im europäischen Basketball. 2016 und 2018 wurde er gar zum allerbesten Verteidiger der Euroleague gewählt.

Sakhalinio (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kyle_Hines_42_PBC_CSKA_Moscow_20171027.jpg), „Kyle Hines 42 PBC CSKA Moscow 20171027“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode
Sakhalinio (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kyle_Hines_42_PBC_CSKA_Moscow_20171027.jpg), „Kyle Hines 42 PBC CSKA Moscow 20171027“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode

Dabei begann seine Karriere ganz unspektakulär: Nach seiner College-Zeit in North Carolina ging Hines im Sommer 2008 zum italienischen Zweitligisten Prima Veroli. Sein Trainer war damals Andrea Trinchieri, der zwischen 2014 und 2018 als Coach von brose Bamberg Furore machen sollte. Der Italiener war in einem Interview ein paar Jahre später voll des Lobes über Hines: „Kyle ist einer von wenigen, der gleichermaßen ein außergewöhnlicher Spieler und ein außergewöhnlicher Mensch ist. Wenn ich eine Tochter hätte, würde ich mir wünschen, dass Kyle sie heiratet“, so Trinchieri.

„Karl-Heinz“ rockt in Bamberg

2010 zog es Hines nach Bamberg, zu einer der bekannesten Adressen im deutschen Basketball, wo die Fans ihm den wohlgemeinten Spitznamen „Karl-Heinz“ gaben. Die Oberfranken führte er zur Meisterschaft, ausgezeichnet wurde er zum wertvollsten Spieler der Finalserie – und zum beliebtesten Spieler der Bundesliga-Saison. Schon im Alter von 24 Jahren war Hines ein geborener Führungsspieler, keiner der seine Mitspieler unter Druck setzte, sondern sie mit positiver Motivation zu Höchstleistungen antrieb. 

Die 70.000 Einwohner-Stadt Bamberg wurde bald zu klein für Hines, nach nur einer Saison wechselte er nach Athen zum Spitzenklub Olympiakos Piräus. Eine richtungsweisende Entscheidung, wie sich später herausstellte. Zwei Jahre blieb er in Griechenland, in beiden Jahren schnappte sich Piräus die europäische Krone, den Euroleague-Titel.

Dem titelverwöhnten Olympiakos kehrte er 2013 trotzdem den Rücken und heuerte bei ZSKA Moskau an. Sechs Jahre später spielt der 32-Jährige immer noch für Moskau, seit Sonntag darf er sich als einer der wenigen den Vermerk „viermaliger Euroleague-Sieger“ auf die private Visitenkarte drucken lassen. Beim Titel 2016 war Hines bereits eine wichtige Säule, beim Titel 2019 hob ihn sein Trainer in den Basketball-Olymp.

„Er ist eine lebende Legende. Er ist ein Mensch, den ich bewundere und bei dem ich mich nur bedanken kann. Wie er die gesamte Mannschaft behandelt und in der Kabine anführt“, sagte Dimitris Itoudis: „Dieser Mann ist meine linke Hand, meine rechte Hand, mein Bauch, mein Herz. Er ist ein Vorbild. Er wäre bereit, irgendwann ein Trainer zu werden.“ Selten hat man einen Trainer gehört, der so überschwänglich von seinem Spieler geschwärmt hat.

Während der lobenden Worte stand Hines die ganze Zeit neben seinem Trainer. Als er gefragt wurde, antwortete Hines: „Wir haben an uns geglaubt. Wir sind eine Familie, vom Trainer bis hin zu den Spielern.“ Als Kapitän der Mannschaft durfte Hines nach dem 91:83-Sieg über Anadolu Efes Istanbul als Erster die Trophäe entgegennehmen. Dann rief er Itoudis zu sich, gemeinsam reckten sie die Silbervase in die Höhe.

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