Beim Final-Turnier der Basketball-Bundesliga (BBL) ist Brose Bamberg noch ohne Sieg. Nachdem die Oberfranken beim Auftakt gegen Alba Berlin nur knapp das Nachsehen hatten, setzte es am Donnerstag gegen MHP Riesen Ludwigsburg eine herbe Pleite. Der Einzug ins Viertelfinale ist in den zwei noch ausstehenden Gruppenspielen gegen die Skyliners Frankfurt und Rasta Vechta allerdings noch machbar.
Nachdem die BBL aufgrund des Sars-CoV-2-Virus Anfang März die Saison pausiert hatte, einigten sich zehn der insgesamt 17 Bundesligisten, die Saison im Rahmen eines Finalturniers in München fortzusetzen. Am 19. Mai erklärte die bayrische Staatsregierung ihr Einverständnis für die Austragung der Spiele vor leeren Rängen im Münchner Audi Dome. Für die teilnehmenden Klubs geht es vor allem um das Auffangen finanzieller Verluste, der sportliche Wettbewerb steht zumindest nicht für die Geschäftsführungen im Vordergrund.
Die Spieler indes haben drei Monate lang ungeduldig mit den Hufen gescharrt und gehofft, dass sie endlich wieder übers Parkett flitzen dürfen. Auch wenn spielerisch bei weitem nicht alles klappt, ist den Akteuren jedes Teams der Einsatz nicht abzusprechen. Spieler werfen sich auf den Boden, um freien Bällen hinterherzujagen. Unter dem Korb schieben und drücken die großen Jungs. Mitunter hat es den Eindruck, als würde man einem Ringkampf zusehen. Zwischen Vechta und Frankfurt erlebte man ein Festival der Fehler, beim 63:59-Sieg der Frankfurter kamen beide Teams zusammen auf 35 Ballverluste.
Aber bisweilen blitzt auch das Spielerische und Filigrane auf, wie etwa am Dienstag, als Brose Bamberg trotz der 91:98-Niederlage gegen Spitzenklub Alba Berlin einen verheißungsvollen Start hinlegte. Am 1. März hatte Bamberg vor heimischem Publikum eine 70:107-Klatsche gegen Berlin hinnehmen müssen. Wie ausgewechselt präsentierte sich die Mannschaft von Trainer Roel Moors in der ersten Partie nach der Zwangspause gegen eben jene Berliner.
Mutmacher
Von einer schnellen 12-Punkte-Führung der Berliner ließen sich die Domstädter keineswegs verunsichern. Bamberg erhöhte nach dem verschlafenen Start die Intensität in der Verteidigung, ließ nicht nur weniger freistehende Dreipunktewürfe zu, sondern kam zu relativ einfachen Punkten nach Schnellangriffen. Über die 40 Minuten hinweg klaute man den Albatrossen achtmal den Ball. Mehr Ballbewegung, mehr Bewegung abseits des Balls und eine starke Feldwurfquote trugen dazu bei, das Spiel bis zum Ende offen zu halten.
Ex-NBA-Spieler Jordan Crawford überzeugte mit 20 Punkten, Elias Harris (16) lieferte sich ein packendes Duell mit Landry Nnoko unter den Körben. Retin Obasohan (13) und Kameron Taylor (11) ließen ihrer athletischen Spielweise freien Lauf. Der junge Marvin Heckel aus dem Baunacher Farmteam gab sein Debüt für Bamberg. Er spielte mutig, gelassen und gab ein paar glänzende Pässe. Wer weiß, ob das Spiel in eine andere Richtung gekippt wäre, hätte Crawford eineinhalb Minuten vor Spielende nicht ein umstritteness Offensivfoul kassiert. Unterm Strich konnte das Bamberger Kollektiv dennoch stolz auf ihre Leistung sein.
Ernüchterung
Wie kurzlebig Optimismus und Aufbruchstimmung allerdings sein können, haben die Fans von Brose Bamberg speziell in der Saison 2019/2020 erfahren müssen. Nach vielversprechenden Auftritten, die Auftrieb geben müssten, tritt oft genau das Gegenteil ein: herbe Dämpfer, die sich kaum erklären lassen. Zwei Tage nach dem Spiel gegen Berlin war Bamberg gegen die MHP Riesen Ludwigsburg gefordert. Die Schwaben waren nach zwei Siegen gegen Vechta und Frankfurt bereits für das Viertelfinale qualifiziert. Diesmal arbeitete sich Bamberg nach sechs Minuten sogar eine 14:11-Führung heraus, über die restlichen 34 Minuten sollte man hingegen den Mantel des Schweigens legen.
„Die Ludwigsburger haben mit viel mehr Energie gespielt als wir. Sie haben gemacht, was sie wollten. Im nächsten Spiel müssen wir eine Antwort geben“, sagte Bambergs Christian Sengfelder im Interview bei Magentasport. Die couragiert auftretenden Ludwigsburger gewannen jedes einzelne Viertel mit mindestens fünf Punkten. Am Ende musste sich Bamberg mit 74:103 geschlagen geben.
Ein Blick auf die Statistik der Ballverluste verriet alles: Ludwigsburg verlor nicht einmal den Ball in Halbzeit eins und in Halbzeit zwei nur dreimal, während Bamberg 15-mal den Ballbesitz abgab. Die leidenschaftliche Ludwigsburger Verteidigung nahm Bamberg jeglichen Raum zur Entfaltung. Ludwigsburg kam auf acht Steals, Bamberg auf einen. Kaum einmal konnte Bamberg wie noch gegen Berlin Punkte im Schnellangriff erzielen. Allenfalls Elias Harris (16 Punkte), Jordan Crawford (15 Punkte, 4 Assists) und Tre McLean (13 Punkte, 9 Rebounds) erreichten Normalform.
Kameron Taylor (4 Punkte), Retin Obasohan (3 Punkte), Christian Sengfelder (4 Punkte) und Center Assem Marei (0 Punkte, 5 Fouls) blieben weit unter ihren Möglichkeiten. Insbesondere Taylor und Obasohan stehen aktuell sinnbildhaft für die Bamberger Inkonstanz. An einen Tag hui, am anderen pfui. Am Samstag um 16.30 Uhr gegen Frankfurt steht die nächste Bewährungsprobe an. Während Ludwigsburg und Alba Berlin am Montag den Gruppensieg untereinander ausmachen, geht es für Bamberg um eines der zwei verbleibenden Viertelfinal-Tickets.