Obwohl Carolina das beste Team der regulären Saison stellte und mit Cam Newton den besten Spieler in seinen Reihen hat, gewinnen die Denver Broncos die 50. Ausgabe des Super Bowls.
„Offense wins games, defense wins championships“. Für einen solchen Ausspruch müssten Journalisten, Trainer und Experten beim sonntäglichen Fußballtalk Volkswagen Doppelpass auf Sport1 geringe Geldbeträge in das sogenannte Phrasenschwein werfen, doch der Wahrheitsgehalt dieser Floskel zeigte sich erst gestern Nacht wieder im Finale der nordamerikanischen Footballliga (NFL).
In der 50. Ausgabe des Super Bowls waren gerade einmal achteinhalb Minuten gespielt, als die vor der Partie als klarer Außenseiter titulierten Denver Broncos, mit 10:0 gegen die Carolina Panthers in Führung gingen. Nicht wie in einem Footballspiel üblich, resultierte der erste Touchdown des Spiels aus einer Offensivaktion, sondern die Defensive der Broncos war für die Punkte 4-9 verantwortlich.
Denvers Linebacker Von Miller hatte Carolinas Quarterback Cam Newton den Ball aus den Händen gerissen, der Ball fiel zu Boden und Mitspieler Malik Jackson trug ihn in die gegnerische Endzone. Nach den ersten Minuten war bereits klar, dass Newton, der am Tag zuvor zum besten Spieler der NFL Saison gewählt wurde, mehr Druck durch die Defensive der Broncos bekommen sollte, als in jedem der 18 Saisonspiele zuvor.
Die Denver-Defense ließ Newton sehr wenig Zeit, lange Pässe auf seine Receiver waren praktisch und theoretisch nicht möglich. Er stand unter permanentem Druck, fand nie zu seinem Rhythmus und mit zunehmender Spieldauer war von der sonst so selbstbewussten Ausstrahlung Newtons nichts mehr zu sehen. Besonders Denvers Linebacker DeMarcus Ware und Von Miller erschienen für die Offensive-Line Carolinas wie eine Dampfwalze, mit der sie nie umzugehen wussten. Newton wurde in 60 Minuten Spielzeit 7 mal zu Boden gerissen. Nicht ohne Grund besitzen die Denver Broncos die beste Defensive der gesamten Liga.
Insgesamt brachte der 26-jährige Newton nur 18 von 41 Pässen an den Mann, immerhin für 265 Yards. Aber durch dumme Strafen, die mit einer Verschlechterung der Feldposition geahndet werden, brachten die Panthers sich oft um ihre Arbeit. Zudem hätten sie im dritten Viertel auf 10:13 verkürzen können, doch Kicker Graham Gano schoß aus 44 Yards ein Field Goal direkt auf den rechten Pfosten.
Auch das Running Game brachte für Carolina nicht die erhoffte Entlastung. Runningback Jonathan Stewart (12 Läufe, 29 Yards) versuchte in der Mitte der Defensive-Line eine Lücke zu finden – meist vergeblich. Etliche Male sprangen durch die Läufe von Stewart, Tolbert und Co. nur 1-2 Yards heraus. Doch auch in der 2. Halbzeit wichen die Panthers nicht von ihrem Matchplan ab und setzten konsequent auf das Laufspiel.
Kein überragender Manning
Derweil reichte den Denver Broncos ein allenfalls solider Quarterback Peyton Manning (13/23, 1 Interception, 141 Yards) zum letzlich verdienten 24:10 Erfolg im Levi’s Stadium in Santa Clara. Kurioserweise gelang dem 39-jährigen Manning kein Touchdown-Pass, was Letztlich egal war, da er jetzt seinen zweiten Super Bowl-Titel feiern darf und nach Titeln damit mit seinem Bruder Eli Manning gleichzieht.
Die Offensive war zwar nicht der Schlüssel für den Sieg der Broncos, doch Wide Receiver Emmanuel Sanders (6 gefangene Bälle, 83 Yards) und Running Back C.J. Anderson (23 Läufe, 90 Yards) hatten ebenfalls ihren Anteil am 3. Super Bowl-Sieg in der Vereinsgeschichte der Denver Broncos. Den Löwenanteil am überraschenden Triumph hatte jedoch Von Miller, der einstimmig zum besten Spieler des Finales gewählt wurde. Bei Carolina fiel Defensive End Kony Ealy positiv auf. Er fing einen Pass von Peyton Manning ab und verzeichnete 3 Sacks.
Der Super Bowl 50 wird nicht als Offensivfeuerwerk in die Geschichtsbücher eingehen, das ganze Spiel war von kurzen Drives und vielen Punts geprägt. Aber vielleicht war dieses Spiel eine Empfehlung dafür, dass die Fußballexperten in Zukunft den Volkswagen Doppelpass nicht mehr ohne Kleingeld verlassen müssen. Die Verteidigung hatte in diesem Finale den Sieg eingebracht.