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Fußball: Interview mit Tor-des-Monats-Gewinner Ingmar Merle: „Mental bin ich sehr stark“

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Ingmar Merle ist ein gestandener Spieler von Hessen Kassel in der Regionalliga Südwest, der in der vergangenen Saison das Tor des Monats März erzielte. Im Interview mit 40sechzig90.de spricht er über seine Qualitäten als Distanzschütze, seine Anfangszeit im Herrenbereich in der 2. Mannschaft des SC Paderborn, den besten Spieler gegen den er jemals gespielt hat und warum der Fußball ohne Kopfbälle für ihn schwer vorstellbar ist. Das Interview wurde am 4. Februar 2022 geführt.

Heute habe ich Ingmar Merle zu Gast. Wir haben uns im Vorgespräch auf das Du geeinigt. Wie bin ich auf Ingmar Merle gestoßen? Ich habe sein Tor des Monats gesehen – das war ein Distanzschuss aus 50 Metern im März 2021 gegen den FC Homburg. Im Mai 2021 gegen die SG Sonnenhof Großaspach hast Du per Direktabnahme ebenfalls spektakulär getroffen – das Tor wurde zum Tor des Monats nominiert. 2012 hast Du ein Tor aus 60 Metern geschossen. Wenn Du triffst, ist es oft spektakulär. Man könnte fast sagen, Traumtore sind für Dich alltäglich. Wie hast Du es geschafft, so viele schöne Tore zu schießen?

Ingmar Merle: Ich glaube, letzten Endes sind es Momentaufnahmen. Einzigartige Momente, für die man Fußball spielt. Für einen Außenverteidiger wie mich ist es gar nicht so einfach, in solche Positionen zu kommen. Eines der Tore im letzten Jahr resultierte aus einer Standardsituation, beim anderen wurde mir ein bisschen Platz gelassen, da hat es gepasst. Ich weiß schon, dass ich ein bisschen schießen kann und wenn es dann mal klappt, kann schon mal etwas daraus resultieren. Und in beiden Situationen – mit dem Tor des Monats März letzten Jahres und dann noch mal nominiert zu werden –, hat es ganz gut gepasst in den jeweiligen Momenten.

Sind diese spektakulären Tore das Ergebnis von Talent oder von Extraschichten nach dem Training?

Merle: Ich denke, das ist eine Mischung. Also schießen macht mir Spaß, deswegen spiele ich Fußball (lacht). Ich glaube, jeder der mich ein bisschen kennt, weiß, dass ich gerne mal aus der Distanz schieße. Aus 50 Metern ist es aber noch einmal eine andere Entfernung. Ich suche generell eher die Distanz als dass ich aus dem Strafraum abziehe – auch als ich früher offensiver gespielt habe. Es ist auch ein Stück weit Fleiß in jüngeren Jahren gewesen, als man viel aufs Tor gebolzt hat. Irgendwann wurde aus Bolzen ein bisschen mehr Technik. Fleiß wurde irgendwann belohnt und ein bisschen Talent gehört natürlich auch dazu.

Offensivstarke Außenverteidiger liegen im Trend. Ende Februar hat zum Beispiel Renan Lodi von Atletico Madrid beim 2:0-Sieg gegen Celta Vigo beide Tore geschossen. Fühlen Sie sich wohl in dieser Rolle als offensivstarker Außenverteidiger mit Zug zum Tor?

Merle: Ich bin relativ flexibel. Ich habe bei Kassel bis auf die Torwartposition jede Position gespielt. Früher hätte ich definitiv gesagt, ich fühle mich in der offensiven Rolle im Mittelfeld wohler. Vor zehn Jahren war der Fußball noch anders, auch was das Thema angeht, wie man eine Position interpretiert. Damals war es nicht ganz so flexibel wie heute. Heute aufgrund der verschiedenen Systeme, ob nun im 4-4-2 oder 3-5-2, ist es meistens so, dass der Außenspieler oder Außenverteidiger offensiver ausgelegt ist. Natürlich kommt das einem Spieler wie mir zugute, weil man die offensive Qualität, die man noch hat, auch als Verteidiger zur Geltung bringen kann. Es ist aber auch laufintensiv – das darf man nicht unterschätzen. Man muss eine gewisse Physis mitbringen, jünger wird man auch nicht. Aber nichtsdestotrotz, solange ich noch kann, spiele ich gerne.

Du bist jetzt 31 Jahre. Am 13. März wirst Du 32. Wie lange, glaubst Du, wirst Du noch in der Regionalliga spielen? Oder hast Du vielleicht sogar Ambitionen, noch mal aufzusteigen?

Merle: Mein Karriereweg ist relativ einfach. Das habe ich in einem anderen Interview schon mal explizit gesagt. Mit 32 Jahren überlegt man nicht mehr. Es sei denn, es kommt mal ein Anruf. Sag niemals nie. Aber an sich ist es unrealistisch und Quatsch, irgendwann nochmal höherklassig zu spielen. Die Zeiten sind anders. Man muss, jünger, talentierter oder ambitionierter sein. Alles wird jünger. Mein Hauptberuf liegt woanders und nicht im Fußball. Ich habe nebenbei mein Hobby noch ein bisschen zu einer Berufstätigkeit gemacht, aber nicht zu meinem Hauptberuf. Und die Einstellung werde ich auch weiter tragen. Was irgendwann mal ist mit dem Sport, werde ich sehen. Zur Frage, wie lange ich noch auf der Ebene spielen kann: Ich habe immer gesagt, solange ich gesundheitlich und körperlich in der Lage dazu bin, werde ich spielen. Derzeit ist es noch so. Trotz alledem ist man natürlich auch ein bisschen abhängig vom Verein. Man ist entspannt. Ich habe keinen Stress, werde mich aber bestimmt irgendwann in den nächsten zwei Monaten mit dem Verein hinsetzen. Ich bin ein verdienter Spieler und habe meinen Teil zu vielen Situationen beigetragen. Dann wird man sehen, ob ich noch ein, zwei Jahre dranhänge oder nicht. Das ist natürlich auch immer von anderen Faktoren abhängig. Was macht der Körper? Wie spielt die Zeit? Und natürlich habe ich auch noch eine Familie und einen Job in der Hinterhand. Das läuft auch nebenher. Man darf das nicht unterschätzen. In der Regionalliga ist der Aufwand schon sehr professionell. Ich will noch solange wie möglich so hoch wie möglich spielen. Wenn der Fußball und mein Beruf kombinierbar sind, ist es für mich weiterhin eine große Ehre. Solange das noch passt, bin ich für alles bereit. Aber da muss man auch ein bisschen etwas dafür tun.

Du hast in der zweiten Mannschaft vom SC Paderborn angefangen. Hattest du irgendwann am Anfang deiner Profikarriere Ambitionen, auf die Karte Profifußball zu setzen oder war das eher kein Thema?

Merle: Es war definitiv ein Thema. Ich glaube, ich war ein sehr ambitionierter Spieler damals in Paderborn. Ich bin mit jungen Jahren hochgezogen worden. Ich hatte auch die ein oder andere Trainingseinheit bei den Profis in einem jugendlichen Alter zu einer Zeit, in der alles anfing mit den Nachwuchsleistungszentren. Da war der SC Paderborn damals aufstrebend. Ich glaube, ich war der erste Jahrgang, bei dem in Erwägung gezogen wurde, dass man sich dementsprechend aufstellt. Jugendliche Naivität hat eine Rolle gespielt, Verletzungen haben auch eine Rolle gespielt. Bei mir persönlich hat das Glück ein bisschen gefehlt für den größeren Sprung. Dann bin ich den Weg gegangen, den ich gegangen bin. Ich habe gesagt, ich muss eine Ausbildung machen und mich weiterbilden und setze auf zweites Standbein neben dem Fußball. So ist es dann gekommen. Letzten Endes trauere ich nichts nach, weil ich es aber auch nicht kennengelernt habe. Natürlich wünscht man sich, wenn man so viel Zeit investiert, dass man eventuell mal Fußballprofi wird. Das ist der Traum, den man irgendwo hat. Dem bin ich nachgegangen. Aber das Quäntchen Glück hat am Ende ein bisschen gefehlt, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein. Dann setzt man sich wieder neue Ziele und die habe ich mir dann gesteckt.

Kommen wir nochmal auf das Thema Distanzschüsse zurück. Was findest Du, ist bei einem Distanzschuss am wichtigsten? Technik, Kraft, Gefühl oder eine Kombination davon?

Merle: Alles in allem – am Ende des Tages muss man entschlossen sein. Entschlossen sein, im richtigen Moment die richtige Entscheidung zu treffen beziehungsweise es einfach zu versuchen. Das habe ich am Anfang schon gesagt. Das sind Momentaufnahmen, die man hat. Der eine kleine Moment ist da, man kriegt einen Ball zugespielt und man hat eine Idee. Wenn man aber anfängt, sich Gedanken zu machen, dann läuft die Zeit davon. Wir reden hier über eine wirkliche situative Momentaufnahme. Und wenn man die richtige Entscheidung trifft, kommt alles zusammen – ob man nun ein bisschen härter schießt oder eventuell einen Schlenzer macht und gefühlvoller schießt. Das sind Entscheidungen, die man individuell in dem Moment trifft. Wenn man die Bundesliga oder eine andere höherklassige Liga verfolgt, fragt man sich auch schon, was da alles passiert. Das sind situative Entscheidungen. Ein bisschen Instinkt spielt auch eine Rolle.

Sandro Wagner, Ex-Profi und jetziger Trainer der Spielvereinigung Unterhaching, predigt als Kommentar den Grundsatz „Genauigkeit vor Schärfe“, was das Thema Torschüsse angeht. Hast Du das auch schon gehört? Würdest Du zustimmen?

Merle: Definitiv. Es ist ja relativ überschaubar geäußert. Das kann man so oder so sehen, aber vom Grundsatz her ist es immer richtig – definitiv.

Ist es auch sinvoll, manchmal den Hammer auszupacken?

Merle: Ich glaube, das macht auch die Individualität aus, warum nicht? Wenn Spieler zu viel nachdenken, kommen sie in Situationen eher in die Bredouille, als dass sie die richtige Lösung finden. Es geht um Instinkt und auch um Automatismen. Letzten Endes sind Automatismen im Fußball sehr wichtig, um in Situationen passend reagieren zu können. Man trainiert, um Automatismen einzuüben – für sich selbst und für seine Mannschaft, sodass man in dem Moment vernünftig und einfach reagiert, dass eine gute Lösung daraus resultiert. So ist es beim Schießen letzten Endes auch. Wenn ich es nicht übe oder wenn ich nicht mal was anderes ausprobiere, komme ich meistens nicht zum Erfolg.

Ich habe vor kurzem mit David Blacha vom SV Meppen gesprochen, dem das Tor des Monats Oktober 2021 gelungen ist. Er meinte, „Ich würde fast behaupten, die Freude über das Tor wäre genauso groß gewesen, wenn ich das 1:0 aus zwei Metern über die Linie gedrückt hätte“. Wie ist es bei Ihnen bei Ihrem Tor des Monats gewesen?

Merle: Das habe ich auch schon ein paar Mal gesagt. Man freut sich sehr über so ein Tor. Aber am Ende des Tages ist alles mit dem Erfolg der Mannschaft verbunden. Wenn du verlierst, juckt dich das Tor auch nicht. Wir spielen, um zu gewinnen und erfolgreich zu sein. Und wenn du das Siegtor beisteuern kannst, ist es generell eine schöne Sache. Es ist eine Nebensächlichkeit, die viel Positives mit sich bringt und woraus man auch auf unserer Ebene etwas Positives ziehen kann. Aber nichtsdestotrotz sollte man das jetzt nicht mehr in den Vordergrund stellen. Wie Herr Blacha auch gesagt hat, wenn man am Ende gewinnt, ist es egal, wie die Tore gefallen sind. Trotzdem ist es grundsätzlich eine schöne Sache.

Der Adrenalinkick ist bei solchen erfolgreichen Distanzschüssen wahrscheinlich deutlich größer, als bei Toren aus zwei Metern.

Merle: Ja, klar.

Wenn Du solche Tore schießt wie im Frühjahr letzten Jahres, beflügelt Dich das, kannst Du anschließend befreiter aufspielen? Wirkt sich das auch auf die kommenden Wochen und Monate aus?

Merle: Wegen des Tores, meinst Du? Nein. (lacht)

Frage: Ob Du danach eine Befreiung spürst und auf einer Erfolgswelle schwebst oder hakst Du diese Tore als Momentaufnahme ab und konzentrierst dich auf die nächsten Spiele?

Merle: Man wird automatisch, wenn so ein Tor passiert, auf ganz großer Ebene konfrontiert (lacht). Aber dass ich jetzt persönlich dadurch auf irgendeiner Welle fahre, schwebe oder wie auch immer, das ist definitiv nicht der Fall. Ich bin bin ganz geerdeter junger Mann und da muss schon einiges passieren, bis ich mal auf einer Welle getragen werde (lacht). Das ist wie gesagt eine schöne Momentaufnahme gewesen. Wenn die dazu beiträgt, dass man gewinnt, ist das eine super Sache und bringt ein gutes Gefühl. Ich denke, für die gesamte Mannschaft ist es ein gutes Gefühl. Das sind auch die Besonderheiten oder die individuellen Geschichten, die der Fußball schreibt. Nichtsdestotrotz gehe ich in jedes Spiel neu rein und das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.

Dein Trainer Tobias Damm hat im Interview mit der Sportschau gesagt, dass Du sehr viel Mentalität mitbringst. Hattest du diese mentale Stärke auch schon in deinen ersten Jahren?

Merle: Ich glaube, Mentalität hatte ich schon immer. Ich bin ein robuster Spieler. Das bin ich einfach und das trage ich schon mein Leben lang mit mir. Mental bin ich sehr stark. Natürlich wächst man mit der Erfahrung. Man wird gelassener, man kann Dinge auf dem Feld oder generell Dinge mit einer gewissen Zeit und Reifung anders einordnen. Meine Mentalität ist die Grundlage, auf der ich aufgebaut habe. Das war schon als junger Kicker so und ist heute immer noch so.

Eine Frage, die ich auch David Blacha gestellt habe, der ähnlich alt ist wie Du. Und zwar: Ist das Spiel für Dich gefühlt langsamer geworden mit der Zeit verglichen zu Deinen ersten Jahren im Herrenbereich. Im US-Sport sprechen viele erfahrene Athleten davon, „that the game slows down for them“. Sie können bestimmte Spielsituationen besser wahrnehmen, besser einordnen und die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Erfahrene Spieler können aus den einzelnen Momenten mehr rausholen. Weißt du, worauf ich hinaus will?

Merle: Ist die Frage, ob ich das Spiel langsamer empfinde oder meinst Du, ob das Spiel generell langsamer geworden ist?

Das Spiel wird ja immer schneller und athletischer. Die Frage ist, ob Du das Spiel mittlerweile langsamer empfindest.

Merle: Ich glaube je länger man auf einen gewissen Niveau gespielt hat, wie ich das jetzt in der Regionalliga getan habe, desto besonnener oder ruhiger wird man in Situationen, in denen man vielleicht als Anfang 20-Jähriger noch ein bisschen hastiger gehandelt hat. Ich meine solche Situationen, wenn ein Gegenspieler 5 Meter vor dir stand und entgegen gekommen ist. Heute, ein paar Jahre später, weiß man solche Situationen besser einzuordnen. Das ist wie immer im Leben. Man lernt, mit den Situationen umzugehen. Das ist im Fußball genau das Gleiche. Klar, das Spiel ist schneller geworden. Wenn man sich aber immer wieder mit der Schnelligkeit der Gedanken und Automatismen beschäftigt und je mehr Erfahrung man auf einer Ebene hat, desto ruhiger wird man in gewissen Situationen, die mit Schnelligkeit zu tun haben.

Themawechsel: Wer war der beste Spieler, den Du jemals gespielt haben?

Merle: Sven Bender, als er bei Borussia Dortmund gespielt hat.

Frage: Wann war das?

Merle: Gute Frage. Da muss ich selbst nachgucken. Das ist bestimmt schon 5,6 Jahre oder länger her. Wir haben im eigenen Stadion gegen den BVB gespielt – war natürlich eine super Sache. Damals vor 15000, 16000 Zuschauern. Man hat gemerkt, dass der ein oder andere mit ein bisschen gediegener Spielweise auf dem Platz stand. Man merkt, wie Spieler auf dem Feld agieren. Bei Bundesligaspielern kann man dann noch mehr diese ruhigere, entspanntere Spielweise erkennen. Das war schon sehr interessant für für mich als Spieler, natürlich auch für uns als Mannschaft gegen so einen Topklub zu spielen und zu sehen, wie die Leute sich da verhalten. Für mich natürlich ein Highlight gegen einen Verein wie Borussia Dortmund gespielt zu haben.

Frage: Wer war der beste Spieler, mit dem Du jemals gespielt hast?

Merle: Es gab einige Jungs, die schon sehr, sehr gut waren, die auch eine Profikarriere hinter sich hatten. Ich nenne mal Enrico Gaede, ehemaliger Profi, mit dem ich noch ein paar Jahre beim KSV zusammengespielt habe. Für mich einer, der auch eine ganz ruhige Art und Besonnenheit auf dem Feld und immer eine gewisse Übersicht hatte. Das war schon einer der besten Mitspieler, die ich persönlich hatte.

Spielt in der vierten Liga Videoanalyse und eine spezielle Vorbereitung auf den Gegner eine große Rolle?

Merle: Es hat sich auf jeden Fall weiterentwickelt. Ich glaube, die Rolle der Videonalyse kann man immer selbst definieren und was man daraus dann macht. Erstmal muss das Trainerteam oder der Analyst die Informationen und Videoszenen an den Mann bringen. Bei uns ist das der Fall, wir gucken uns den Gegner an. Wenn man diese Möglichkeit bekommt, kann man auf jeden Fall etwas rausziehen. Ich persönlich bin immer dafür, dass man sich mit dem Gegner beschäftigt, sich mit der individuellen Klasse jedes Gegners mit seinen Stärken und Schwächen beschäftigt – wenn man die Möglichkeit dazu hat. Unsere Spiele in der Regionalliga werden heutzutage aufgezeichnet. Warum sollte man das nicht nutzen?

Verfolgst Du andere Sportarten? Und wenn ja, was kann der Fußball von anderen Sportarten lernen?

Merle: Ich verfolge eigentlich sehr gerne andere Sportarten. Aber man muss auch die Zeit haben dazu (lacht). Ich gucke mir alles immer mal an. Tennis, American Football, Boxen, Leichtathletik. Die Olympischen Winterspiele waren jetzt vor kurzem erst. Alles, was einem ins Auge fällt, guckt man sich an. Generell kann man von allem etwas lernen, alleine die Art und Weise der Kommunikation oder wie Sportler agieren. Alles, was mit der Einstellung zu tun hat – man kann aus allem irgendetwas mitnehmen. Explizit auf eine Sportart verweisen oder etwas in den Vordergrund stellen, tue ich aber nicht.

Kannst Du Dir einen Fußball ohne Kopfbälle vorstellen?

Merle: Nein, das macht keinen Sinn.

Warum stelle ich die Frage. Der englische Fußballverband hat Kopfballübungen für Kinder unter 12 Jahren abgeschafft. In Punktspielen sind die Kopfbälle aber weiterhin erlaubt. Hintergrund dafür war eine Untersuchung aus dem Jahr 2019 von der FIFA und der Spielergewerkschaft PFA, die zum Ergebnis kam, dass Fußballprofis ein 3,45-fach höheres Risiko haben, an Demenz zu erkranken im Vergleich zur Gesamtbevölkerung. Eine Ursache hat diese Studie nicht geliefert. Allerdings stehen die Ergebnisse im Raum und in den letzten Monaten gab es eine Diskussion wie risikoreich Kopfbälle sind, vor allem für Kinder, aber vielleicht auch für Erwachsene. Die Debatte hast Du wahrscheinlich mitbekommen. Welche Meinung hast Du dazu?

Merle: Diverse Studien gibt es schon länger. Die Situation in Amerika, im American Football oder in diversen anderen Sportarten, ist mir bekannt. Letzten Endes ist immer ein Zwiespalt. Zum einen ist es immer noch Sport. Der eine führt ihn intensiver aus, der andere nicht. Das andere ist natürlich das Resultat, eine Gefährdung der Gesundheit in einem gewissen Maß. Allerdings muss man immer ein bisschen aufpassen, worauf man sich bezieht. Dafür gibt es Gesundheitsexperten und Menschen, die das einordnen sollten und vielleicht auch können oder nicht können. Ich persönlich stelle es mir schwierig vor, Fußball ohne Kopfbälle zu spielen und nur nur noch am Boden zu agieren (lacht). Man muss in der heutigen Zeit, potentiell gefährdende Dinge infrage stellen beziehungsweise untersuchen. Aber man muss es richtig untersuchen. Einfach nur um eine Debatte auszulösen, ist schwierig. Bei Kindern sollte man immer mit einer gewissen Vorsicht rangehen. Ich glaube, das Thema sollte man Leuten überlassen, die die Expertise haben. Aber ich persönlich kann mir ein Fußballspiel ohne Kopfbälle oder ohne dass der Ball in die Luft fliegen darf, nicht so gut vorstellen. Es gehört letzten Endes zum Sport dazu.

Letzte Frage: In der Regionalliga Südwest steht Deine Mannschaft auf Platz acht. Gibt es ein Saisonziel, das vor der Saison ausgerufen wurde?

Merle: Ich glaube, wir stehen da, wo wir stehen, ganz gut. Für uns steht im Vordergrund, erst einmal nichts mit den Abstiegsplätzen zu tun zu haben. Aber da wo wir stehen, ist das der Fall. Vor allem in dieser Saison. Ich glaube, nach der letzten Saison ist es heuer eine ganz, ganz schwere Saison. Wir müssen auch noch ein paar Punkte sammeln, damit wir da bleiben, wo wir sind. Ich denke, wenn wir am Ende irgendwo zwischen Platz sieben und zehn stehen, können wir mehr als zufrieden sein. Angesichts unserer generellen Probleme, die jeder hat, es hatten auch einige unser Spieler Corona und das hat gesundheitliche Probleme mit sich gezogen, wäre das am Saisonende eine tolle Leistung. Wir haben sehr viel erreicht, wenn wir das schaffen. Aber es bedarf noch einiges an Arbeit. Ich glaube, sechs Vereine steigen ab. Die Liga ist aufgestockt worden in Corona-Zeiten. Wir haben auch profitiert, weil wir über die Oberliga aufgestiegen sind. Wenn wir die Tabellensituation beibehalten können, haben wir mehr erreicht, als wir uns hätten vorstellen können.

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