Ajax Amsterdam hat in dieser Saison bewiesen, dass Kreativität, Leidenschaft und Wille nach wie vor die Gesetze des Geldes überwinden können. Die folgenden Teams haben ebenfalls über ihren Erwartungen gespielt. Manche von ihnen können sogar noch Historisches schaffen.
Deutschland: Eintracht Frankfurt
Nach der 0:5-Niederlage im Super Cup gegen den FC Bayern und dem DFB-Pokalaus gegen den Viertligisten Ulm stand Neu-Trainer Adi Hütter bereits enorm in der Kritik. Welche tollen Momente dieses Team, nicht nur in der Bundesliga, sondern auch in der Europa League, seinen Fans später bescheren würde, war nicht abzusehen. Erst im Elfmeterschießen des Europa-League-Halbfinales gegen Chelsea war für Frankfurt das Ende ihrer fantastischen europäischen Reise erreicht.
Insbesondere die Teamchemie ist als Erfolgsfaktor hervorzuheben. Luka Jovic (21 Saisontore), Sebastien Haller (14), Ante Rebic (9) waren nicht nur sehr torgefährlich, sondern waren eifrig in die Defensivarbeit und ins Pressing eingebunden. Filip Kostic und Danny da Costa marschierten leidenschaftlich ihre Linien hoch und runter, während Makoto Hasebe die Abwehr zusammenhielt. Vor dem 34. Spieltag sind die Chancen der Eintracht auf eine weitere Saison im Europacup noch intakt. Allerdings müssen die Hessen gegen Branchenprimus Bayern München spielen.
Italien: Atalanta Bergamo
Mit 73 Saisontoren stellt Atalanta Bergamo den besten Angriff der Serie A. Nicht einmal Titelgewinner Juventus Turin (69 Tore) kann da mithalten. Zwei Spieltage vor Saisonende ist die Qualifikation für die Champions League – es wäre die erste der Vereinsgeschichte – zum Greifen nahe. Der Drittplatzierte aus Bergamo hat drei Punkte Vorsprung und die deutlich bessere Tordifferenz als der AC Mailand auf Platz fünf und die Roma auf sechs.
Mit Duvan Zapata (22 Saisontore) haben die Lombarden einen echten Goalgetter in ihren Reihen. Der Routinier Alejandro Gomez hält das ganze Teamgefüge zusammen und ist Top-Vorlagengeber seines Teams (elf Vorlagen). Auch der Deutsche Robin Gosens kommt regelmäßig zum Einsatz. Im Schatten der anderen Top-Klubs hat Trainer Gian Piero Gasperini eine Einheit geformt, die über sich hinausgewachsen ist.
Mit nur 27 Millionen Euro an Spielergehältern rangiert Atalanta laut Branchendienst Calcio e Finanza auf Platz 14 in Italien. Juventus Turin liegt bei 219 Millionen, Inter Mailand bei 116 und der SSC Neapel bei 94. Besonders wegen ihrer energischen Zweikampfführung, des schnellen Konter- und Passspiels wird Bergamo gern mit Ajax Amsterdam verglichen, der europäischen Überraschungsmannschaft dieser Saison.
Spanien: FC Getafe
Es wird ein Kampf bis zur letzten Minute, bis zum Abpfiff der Saison: Der FC Getafe liegt auf Platz fünf, punktgleich und nur ein einziges Tor hinter dem FC Valencia, dem Vierten. Am kommenden Samstag geht es für Valencia bei Real Valladolid um Punkte, während Getafe zuhause Villareal empfängt. Die Champions League hat Getafe bisher noch nie erreicht.
Obwohl Getafe noch Historisches schaffen kann, verirren sich nur rund 11.000 Menschen ins Coliseum Alfonso Perez. Insgesamt bietet das Stadion Platz für 17.000 Zuschauer.
Wirft man ein Blick auf die Voraussetzungen des Klubs, wäre das Wort Wunder kein übersteigertes Superlativ, sondern eine logische Bezeichnung für diese Saison des FC Getafe. Das Team belegt beim Etat (51 Millionen Euro) sowie den erlaubten Gehaltsausgaben (37,9 Mio.) den 15. Platz in La Liga. Zwar schießt Getafe sehr selten aufs Tor (ca. zehnmal pro Spiel) und kommt nur auf einen mäßigen Ballbesitz (45,5%), aber der krasse Außenseiter agiert äußerst effizient und braucht nur wenige Chancen, um Tore zu erzielen. Die Abwehr steht stabil, hat erst 33 Gegentreffer hinnehmen müssen.
Und dann erregen die Laufbahnen von den beiden Top-Stürmern Jorge Molina und Jaime Mata Aufmerksamkeit: Beide tingelten als Halbamateure durch untere Ligen und debütierten erst mit 30 bzw. 29 in der Primera Division. Der inzwischen 37-jährige Molina hat stolze 14 Saisontore verzeichnet, genauso viele hat der 30-jährige Mata, der kürzlich sogar in die spanische Nationalmannschaft berufen wurde.
Frankreich: OSC Lille
Beinahe wäre OSC Lille in der Vorsaison abgestiegen. Nur drei Siege aus den letzten vier Spielen verhinderten den Abstieg des französischen Traditionsklubs. Zwar wurde erwartet, dass Lille in dieser Saison sich in der Tabelle verbessern würde, dass die Nordfranzosen jedoch Vizemeister werden und nur gegen das Superstar-Ensemble von Paris St. Germain den Kürzeren ziehen würden, gleicht einer Sensation.
Mitte April besiegte Lille Paris mit 5:1 und zeigte dabei nicht zum letzten Mal, welches Potential in der Mannschaft steckt. Vor allem Rechtsaußen Nicolas Pepe (20 Saisontore), an dem auch der FC Bayern München interessiert war, stach aus dem Kollektiv heraus, aber auch Jonathan Bamba (zwölf Saisontore) oder der defensive Mittelfeldspieler Thiago Mendes sind hier zu nennen.
Zuletzt startete Lille in der Gruppenphase der Champions League vor sieben Jahren, jetzt hat man sich das Ticket zur Qualifikationsrunde gesichert.